Sonntag, 24. April 2011

Rezension: "Die Sopranistin" von Jörg Thadeusz

Im Theater des Westens in Berlin haben sich alle, die bei Film und Fernsehen Rang und Namen haben, zur alljährlichen "Bruno"-Verleihung versammelt.
Plötzlich detoniert eine Bombe, drei Menschen sterben, Hunderte werden schwer verletzt...
Die Polizei sucht mit Hochdruck die Verantwortlichen für dieses Attentat.

Georg, der seit Jahren in den USA ein Friseurgeschäft betreibt und auf größerem Fuß lebt, als er sich eigentlich leisten kann, kehrt zur Beerdigung seines Onkels in ein hysterisches Deutschland zurück.
Verschärfte Polizei-Kontrollen, gehäufte Berichterstattung in den Medien - das Land ist in Aufruhr.
Und da ist auch noch das Päckchen, das ihm seine Reisebekanntschaft Sofia gegeben hat und das er ihrer Oma mitnehmen soll. Ein Gefallen, den Georg der schönen Sängerin gerne tun will...
Gut, dass er nicht weiß, dass die Sopranistin auch im Visier des CIA steht...

"Die Sopranistin" von Jörg Thadeusz ist ein Buch, von dem der Leser erst einmal meint, förmlich erschlagen zu werden.
Es wartet mit einer großen Zahl an Charakteren auf, die differenziert werden wollen, was zunächst unmöglich scheint...und wohl auch wäre, wenn sich das Buch in Kapitel teilen würde, die aufeinander aufbauten. Tut es aber nicht.
Stattdessen erleben wir schnelle Szenenwechsel, wie im Film. Dabei liest sich jede Episode flüssig und unterhält mit zum Teil sehr witzigen Formulierungen.
Die Protagonisten bleiben eher oberflächlich, was in Anbetracht ihrer Vielzahl auch dankenswert ist. Stattdessen weist der Autor ihnen einprägsame Merkmale zu, die dem Leser eine Unterscheidung ermöglichen (z. B. der Polizist, der sein neues Fahrrad noch nicht ausprobiert hat, der FBI - Mann mit dem hässlichen Gesicht, der LKA-Beamte, der Ringelnatz zitiert u.s.w.)
Nur wenige Hauptcharaktere werden mit kurzen Anekdoten aus dem Privatleben etwas näher beleuchtet.

Auch die Handlung bleibt eher oberflächlich, wer einen bis ins kleinste Detail ausgefeilten Krimi erwartet, wird enttäuscht. 
"Die Sopranistin" umreißt eher ein kriminelles Geschehen, wie es in Deutschland passieren könnte und zeigt deutlich den Umgang der Verantwortlichen damit vor der Öffentlichkeit, z.B. durch wage Berichterstattung und ausflüchtende, nichtssagende Politiker-Statements.
Jörg Thadeusz sagt, wie es ist, nennt die Dinge, auch abseits der Attentat-Diskussion, beim Namen und bedient sich dabei unterschiedlicher Sichtweisen. Da sind zum einen die Demonstranten, die von der Polizei geprügelt werden. Zum anderen zeigt er uns den Polizisten, der trotz vieler und langer Dienste wenig verdient und sich selbst als "Arsch der Nation" bezeichnet.

Nachdem ich mich an den Stil des Buches gewöhnt hatte, hat es mir doch gefallen.
Und das liegt ganz klar an der genialen Fähigkeit des Autors, mit Worten umzugehen. Der Witz in seinen Dialogen, die Situationskomik an manchen Stellen, hat mich oft zum Lachen gebracht. Und das, obwohl ein ernstes Thema behandelt wird. 
Witzig fand ich auch, dass Persönlichkeiten des realen Lebens Erwähnung finden, was dem Leser das Gefühl  vermittelt, einen aktuellen Fall zu verfolgen.
Dieses Buch ist sicherlich anders.... aber ich mochte es!


                                (knappe) 
Aenna






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