Dienstag, 30. April 2013

Buchvorstellung: "Der Selbstversorger" von Wolf-Dieter Storl

Als Betreiberin eines (relativ großen) Kleingartens werde ich von Zeit zu Zeit immer wieder mit kleinen oder größeren Problemen konfrontiert, vor allen Dingen, da doch in vielen Dingen die nötige Erfahrung fehlt...

Wie behandele ich den Boden?
Wie und wann pflanze ich?
Mit welchen Mitteln wird gedüngt?
Was tue ich gegen Schädlinge?

Dies sind nur einige der Fragen, die sich im Laufe der Jahre und mit wachsender Gärtnerleidenschaft auftun.

Natürlich möchte ich möglichst biologisch handeln und auf keinen Fall irgendwelche Kunstdünger oder gar Gifte zur Schädlingsbekämpfung verwenden.

So fand das Buch "Der Selbstversorger" von dem bekannten Ethnologen und Botaniker Wolf-Dieter Storl mein größtes Interesse.
Auch wenn ich weit entfernt davon bin, meine Familie mit Selbstanbau von Obst und Gemüse komplett zu versorgen, möchte ich doch auch bei dem Wenigen, das in meinem Garten wächst, ein gutes Gefühl haben.

Vorliegendes Buch vermittelt dem Anfänger grob, aber ausreichend, die Richtlinien.
So erhält man Informationen über die richtigen und wichtigsten Gartengeräte, lernt Wildkräuter kennen und deren Verwendung (bei mir landen die als Unkraut in der Tonne), erfährt lehrreiches über die Behandlung des Bodens, das richtige Pflanzen und Säen, die Herstellung von Jauchen, die unterschiedlichsten Schädlinge aber auch nützlichen Gartenbewohner, Kräuter, Beeren,  Anlegen eines Komposts und und und.

Das Buch ist vollgepackt mit Informationen und kleinen, lehrreichen Anekdoten und lädt so richtig zum Schmökern ein.

An manchen Stellen hätte ich mir ein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht.
So wird das Thema "Obstbäume" recht stiefmütterlich behandelt. Gerade da hatte ich erhöhten Informationsbedarf, was Schädlingsbekämpfung und Krankheiten betrifft.

Auch bei der Erwähnung einiger Insekten wäre ein Bild zur Veranschaulichung schön gewesen.
So musste ich zwischendurch immer wieder googeln, um zu wissen, wie die Tierchen überhaupt aussehen.

Trotz alledem gibt der Autor wertvolle Denkanstöße und Tipps und ich bin sicher, dass ich dieses Buch noch oft zur Hand nehmen werde, um etwas nachzulesen.

Und wenn ich mich noch gestern über die Maulwurfshügel in meinem Garten ärgerte, so weiß ich jetzt, nach der Lektüre diese Buches, dass der insektenfressende Maulwurf,  mein Freund ist...
Denn wo er zu Hause ist, wohnt keine Wühlmaus, die meine wertvollen Pflanzen durch Wurzelfraß zerstört.......

Kurz und knapp:
Informativ, unterhaltend, lehrreich...


Aenna

Mittwoch, 24. April 2013

Veranstaltungshinweis: Lesung mit Sebastian Fitzek

Wer jetzt vielleicht neugierig auf das Buch geworden ist, oder einfach auch "nur" ein Fitzek-Fan ist, hat die Möglichkeit, an einer seiner Lesungen teilzunehmen.

Sebastian Fitzek zieht durch die Lande und hält in den Buchhandlungen, die, so Fitzek  "immer an mich geglaubt haben",  eine sogenannte "Unplugged"-Lesung.

Auf  http://www.sebastianfitzek.de/  könnt Ihr Näheres dazu sowie alle Termine finden!

Die Veranstaltung in Hannover, meiner heimatnahen Stadt, ist leider bereits ausverkauft!!!

Wer also noch Karten für eine der anderen Lesungen ergattern will, muss schnell sein!!!!!

Aenna




REZENSION: "Der Nachtwandler" von Sebastian Fitzek

Als Kind war Leon Schlafwandler und hatte am nächsten  Morgen keine Erinnerung an das, was er des nächtens so trieb....
Doch das ist längst Vergangenheit. 
Glaubt er zumindest. 
Bis zu dem Tag, als seine Frau verschwindet.
Einfach so....spurlos.
Und nicht nur das. Merkwürdige Dinge geschehen, die Leon an sich selbst zweifeln lassen. 
Was tut er, wenn er schläft?
Wie schon in seinen Kindertagen nimmt er eine Videokamera zu Hilfe, um seine nächtlichen Aktivitäten zu filmen.
Was sich ihm offenbart, ist ungeheuerlich.
Und Leon, fast schon am Rande des Wahnsinns, muss sich fragen, ob er ein Verbrechen begangen hat.....

In  seinem neuen Psychothriller Der Nachtwandler erzählt Sebastian Fitzek eine Geschichte, bei der ich eine ganze Weile unschlüssig war, ob ich sie gut oder schlecht finden soll....
Auf der einen Seite ist die Story völlig absurd und manchmal abstrus, auf der anderen Seite übt sie eine extreme Faszination auf mich aus und ist an Spannung kaum zu übertreffen!

So war ich bereits nach den ersten Seiten des Buches gefesselt, schon allein durch die Beschreibung der Schlaflähmung, die auch mir selbst nicht fremd ist...
Und dann ließ ich mich immer weiter in Leon Naders Geschichte hineinziehen, leicht gemacht durch Fitzeks sehr eindringliche und klare Schreibweise, die im krassen Gegensatz zu einer Thematik steht, die unsere allergrößte Konzentration fordert.
Was ist Wirklichkeit und was ist Traum? Oder ist der Traum auch Wirklichkeit? 
Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie der Autor selbst hier den Überblick behalten hat....ihn aber auch bewundert für sein Können, eine solche Story zu entwickeln!

Die bereits erwähnte Faszination, die das Buch auf mich ausübt, ist vor allen Dingen darin begründet, dass es mir möglich war, komplett in das Geschehen einzutauchen.
Ich war Leon. 
Ich habe gefühlt wie er.
Seine Angst..., seine Machtlosigkeit.... 
Ich habe ganz extrem den aufkommenden Wahnsinn gespürt.
 
Und ich danke Herrn Fitzek, dass er die betreffenden Kapitel irgendwie immer genau zum rechten Zeitpunkt zum Ende gebracht hat, bevor es mir als Leser unter Umständen doch zu viel geworden wäre...

Genau deshalb habe ich mich dazu entschieden, den "Nachtwandler" für gut zu befinden, auch wenn ich über das Ende nur spekulieren kann.
Aber auch das finde ich irgendwie genial....

Kurz und knapp:
Verwirrend, spannend, wahnsinnig.....


Aenna





Sonntag, 7. April 2013

REZENSION: "Alles muss versteckt sein" von Wiebke Lorenz

Als Marie morgens neben ihrem Geliebten Patrick aufwacht, liegt dieser mit aufgeschnittener Kehle in einer riesigen Blutlache in seinem Bett.
Maries blutverschmierte Hände umklammern noch immer die Tatwaffe...
Alles deutet auf Marie als Täterin hin, doch diese kann sich an nichts erinnern.
Trotzdem glaubt sie  selber an ihre Schuld, denn das Szenario ist ihr durchaus nicht fremd.
In ihren Gedanken hat sie es schon oft durchlebt, sich jedes Detail ausgemalt...wieder und wieder und immer wieder.....
Denn Marie leidet nach einem schrecklichen Schicksalsschlag an einer Zwangserkrankung und wird regelmäßig von brutalen Gewaltvorstellungen heimgesucht. Doch "Denken ist nicht tun" beruhigt sie ihre Internetfreundin Elli....Oder etwa doch???

"Alles muss versteckt sein" - wie genial dieser Titel ist, merkt der Leser erst wirklich, wenn er das Buch gelesen hat.
Wiebke Lorenz bettet das Thema Zwangserkrankungen geschickt in ihren Psychothriller ein und legt die Seele einer Betroffenen blank.
Marie ist eine bis vor kurzer Zeit mitten im Leben stehende Frau, die durch eine persönliche Leiderfahrung vollkommen aus der Bahn geworfen wird.
Mit ihren Seelenqualen fühlt sie sich völlig allein gelassen, niemandem kann sie sich anvertrauen.
Selbst ihre eigene Mutter wehrt entsetzt ab, als Marie Andeutungen macht....
Nur in einem Internetforum findet sie den nötigen Zuspruch.

Wiebke Lorenz bringt uns ihre Protagonistin Marie sehr nahe, indem sie uns perfekt in deren Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen lässt.
Wir erleben Marie als Mensch, nicht als Monster, auch wenn wir uns nicht nur mit ihrer psychischen Erkrankung auseinandersetzen müssen, sondern ebenfalls mit der Tat, die sie offensichtlich begangen hat.
In Rückblicken lässt die Autorin Marie selbst erzählen, wie es dazu kommen konnte, und wir lesen so eine absolut spannende Geschichte, die trotzdem noch genug Raum für eigene Spekulationen lässt.

So flog ich förmlich von einem Kapitel zum nächsten, gespannt auf das Ende, das ich dank der absolut realistischen Beschreibungen in wirklich jeder Richtung vermutete...
Tatsächlich wurde ich diesbezüglich noch einmal überrascht, ganz hundertprozentig überzeugen konnte es mich aber nicht.

Dies bleibt allerdings die für mich einzige kleine Schwachstelle des Buches. Insgesamt ist die Geschichte gut durchdacht und schlüssig.

Wiebke Lorenz ist somit nicht nur ein intelligenter und mitreißender Psychothriller gelungen, sie weist auch auf die Tabuisierung von psychischen Erkrankungen hin, wie sie heutzutage leider noch immer praktiziert wird und den Betroffenen ein Leben mit und auch nach ihrer Erkrankung erheblich erschwert.

"Alles muss versteckt sein" ist kein Buch, das man nach Beendigung der Lektüre einfach so beiseite legt und vergisst...
Abgesehen von seinem hohen Unterhaltungsfaktor zwingt es den aufmerksamen Leser förmlich dazu, sich mit der geschilderten Problematik von psychischen Erkrankungen, insbesondere von Zwängen jeglicher Art, auseinanderzusetzen.
Denn was in Wiebke Lorenz' Geschichte eindrucksvoll an Maries Schicksal geschildert wird, kann jeden von uns treffen....auch, wenn wir das jetzt nicht glauben wollen!

Kurz und knapp:
Intelligente Spannung, die nachdenklich macht....


Aenna                            

Mittwoch, 3. April 2013

REZENSION: "Verachtung" von Jussi Adler-Olsen

Vor mehr als 25 Jahren gab es in Dänemark einige Vermisstenfälle.
Sie blieben ungeklärt.
Eigentlich nichts ungewöhnliches...
Doch die vermissten Personen hatten etwas gemeinsam.
Alle verschwanden ungefähr zur gleichen Zeit und alle waren mit dem Leben von Nete Hermansen verknüpft - und die hatte in ihrem Dasein kein leichtes Schicksal zu bewältigen.
Aber der Mann, der daran die größte Schuld trägt, erfreut sich nicht nur bester Gesundheit, sondern steht als bekannte Persönlichkeit auch noch im Fokus der Öffentlichkeit...
Kein Wunder also, dass das Team um Vizekommissar Carl Mørck hellhörig wird und sich daranmacht, die verstaubten Akten zu wälzen...

Um es gleich vorweg zu sagen....
Auch wenn mir Adler-Olsens "Alphabethaus", entgegen der meisten Kritikermeinungen, ausnehmend gut gefallen hat, habe ich mich doch auf einen neuen Fall des "Sonderdezernats Q" gefreut.
Carl Mørck und seine skurrilen Assistenten Assad und Rose sind schließlich mittlerweile wie alte Bekannte.
Als ich jedoch die ersten Kapitel von "Verachtung" hinter mich gebracht hatte, war ich erst einmal fassungslos, befremdet von dem gesamten Stil des Textes.
Perplex schaute ich nach, ob Adler- Olsen womöglich einen Co - Autor hatte oder auch einen anderen Übersetzer...?
Nichts dergleichen bestätigte sich, obwohl ich angesichts der sprachlichen und inhaltlichen Fauxpas, die sich mir bis dahin geboten hatten, darauf geschworen hätte....
Mit aller Macht wurde versucht, nicht nur die Dialoge, sondern auch Carls Gedankengänge so witzig wie nur möglich auszuformulieren. Dabei ist die Wortwahl oft mehr als fragwürdig...
Das, was in den Vorgängerbüchern, eher versteckt und als feine Nuance, in den Unterhaltungen der Hauptakteure zu finden war und mir - aus diesem Grund - manchen spontanen Lacher beschert hat, wird hier sichtlich übertrieben. Und ist deshalb für meinen Geschmack auch nicht mehr lustig.
Gottseidank verläuft sich diese Peinlichkeit mit Fortschreiten des Buches in erträgliche Ausmaße.
Aber auch bei einigen Nebenhandlungen bleibt das Gefühl der gewollten Komik nicht aus. Sehr schade, schließlich wissen wir doch ganz genau, das Adler - Olsen schreiben kann und solche durchschaubaren Manöver gar nicht nötig hat...

Nur gut, dass die eigentliche Geschichte überzeugen kann.
Wie man dem Nachwort entnehmen kann, beruht die Grundidee des Romans auf wahren Begebenheiten.
Man mag es kaum glauben, aber eine Anstalt, in der Frauen zwangssterilisiert wurden, hat es auf der Insel Sprogo tatsächlich gegeben.
Adler - Olsen hat darum herum eine Geschichte gesponnen, die wirklich zu fesseln vermag.
Eine Geschichte, die uns Leser fassungslos macht und uns mit Protagonistin Nete mitleiden lässt, der eben dieses Schicksal widerfahren ist.
Der Autor erzählt ihren Leidensweg von Kindesbeinen an, macht uns so zu Netes Verbündeten.
Denn wir wissen, warum sie zu der Person wird, die sie ist.
Wir sind in der Lage, ihre Gedanken nachzuvollziehen, denn Stück für Stück wird uns ihr Leben offenbart, jedes ihrer Geheimnisse preisgegeben....
Wir können uns dem Sog dieser Geschichte bis zu ihrem Ende nicht entziehen, einem Ende, das mich noch einmal maßlos überrascht hat.

Die Geschichte für sich war "typisch Adler - Olsen".  Ausgereift, spannend, genial.
Der Rest sei ihm, mit viel gutem Willen, verziehen...dieses Mal.

Kurz und knapp:
Super Plot...., aber fragwürdiger Stil!


Aenna