Sonntag, 29. Juli 2012

REZENSION:" Wolfskinder" von John Ajvide Lindqvist

Da ich bereits "So finster die Nacht" von John Ajvide Lindqvist gelesen habe, war mir klar, dass ich mit seinem vierten Roman "Wolfskinder" wahrscheinlich eine Lektüre fernab jeder Realität beginnen würde.
Und so war es dann auch.
Während Lindqvists Erstling mich absolut fesselte, in seinen Bann zog, verursachte "Wolfskinder"dagegen oft nur ungläubiges Kopfschütteln.
Dennoch las ich mich durch mehr als 550 Seiten bis zum Ende, was ganz klar Lindqvists flüssigem und detailliertem Schreibstil sowie den sich mir im Verlauf des Buches doch noch öffnenden Erkenntnissen zu verdanken ist.

Die Geschichte fängt sehr vielversprechend an...
Ein Säugling wird im Wald in einem Erdloch gefunden, ein kleines Mädchen, das die schönsten Töne von sich gibt.
Der alternde Schlagersänger Lennart sieht seine Chance, mit dem Kind in späteren Jahren viel Geld zu verdienen, nimmt es mit und versteckt es in seinem Keller.
Doch Theres entwickelt sich nicht normal, ganz und gar nicht....

Etwa zeitgleich, in einer anderen Stadt, wird Theresa geboren.
Sie wächst in einer ganz normalen Familie mit zwei Brüdern auf, doch auch Theresa entwickelt eine sehr spezielle Persönlichkeit.

Beide Mädchen treffen irgendwann aufeinander, und das Unheil nimmt seinen Lauf....

Hier hatte ich große Erwartungen. Doch während in den ersten beiden Teilen des Buches die jeweiligen Lebensumstände der Mädchen zwar hin und wieder unglaubwürdig, aber durchaus fesselnd geschildert werden, erweisen sich die folgenden Teile eher als eine "Aneinanderstückelung" von Geschichten vor dem für mich langweiligen Hintergrund der Musik-und Schlagerszene.
Auch hier bleiben einige Umstände mehr als fragwürdig.

Das Ganze wird von Gewalt- und auch Sexszenen mit Beschreibungen bis in die kleinsten Details durchzogen, bei denen mir klar wurde, warum dieses Buch, in dem es doch um Jugendliche geht, in der Erwachsenenabteilung zu finden ist.

Trotzdem möchte ich Lindqvists Buch nicht komplett aburteilen, denn man kann ihm auch einen ernsten Hintergrund nicht absprechen...

Achtung, SPOILER!!!!
Der Zusammenhang zwischen den Mädchen, den ich zunächst aufgrund der vorangegangenen Ereignisse im mysthischen Bereich vermutete, ist in ihrer kranken Psyche zu finden.
Zutiefst kranke Seelen, verbunden mit Wahnsinn, der zu unmenschlichen Taten führt.

Für uns schwer zu glauben, aber doch real, bedenkt man die Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit in Norwegen oder erst kürzlich in einem Kino in Aurora...
Unweigerlich erinnert das Ende von "Wolfskinder" an diese schrecklichen Attentate...
Denn wer weiß denn schon, was sich wirklich in den Köpfen dieser Täter abgespielt hat?

John Ajvide Lindqvist öffnet dem Leser die Augen über Macht und menschliche Abgründe.
Zeigt, was möglich ist, egal woher man kommt und was man ist....
Macht deutlich, wie gefährlich es ist, wenn man den "falschen" Leuten vertraut, wie fatal es werden kann, hat man die Grenzen erst einmal überschritten...

Leider hat er seine Geschichte sehr unglücklich und zweifelhaft verpackt, deshalb vergebe ich gerade noch 3 Sterne!

Aenna                              

Mittwoch, 11. Juli 2012

REZENSION: "Kalte Haut" von Marcel Feige

Der Profiler Robert Babicz kehrt nach vierjährigem Amerikaaufenthalt in seine Heimatstadt Berlin zurück.
Nachdem er in den Staaten wesentlich dazu beigetragen hat, den sogenannten "Knochenmann" dingfest zu machen, will er sich nun wieder den Aufgaben in seiner psychologischen Praxis zuwenden.
Doch schon bald ersucht auch die Berliner Polizei um seine Hilfe.
Ein Mord ist geschehen, und zunächst glaubt das Team um Kriminalkommissarin Sera Muth an eine politisch gesteuerte Tat.
Doch schon bald zeigen sich Parallelen in der Vorgehensweise des Täters, die an den "Knochenmann" erinnern. Er häutete sein Opfer bei lebendigem Leibe. Zuvor jedoch veröffentlichte er ein Video, um alle Menschen an dessen Qualen teilhaben zu lassen....

Der Berliner Autor Marcel Feige führt seine Leser mit einem sehr spannenden und geschickt geschriebenen Prolog in seinen bis jetzt vierten Thriller "Kalte Haut " ein.

Danach nimmt er sich viel Zeit, seine Protagonisten vorzustellen.
Da ist die türkischstämmige Kommissarin Sera Muth, die sich neben ihrer grossen Familie und deren Kultur auch noch mit einem komplizierten Liebesleben auseinandersetzen muss.

Desweiteren lernen wir die Journalistin Tania Herzberg kennen, die von ihrem Ex-Ehemann gestalkt wird, und über die der Mörder Einiges zu wissen scheint....

Und wir begleiten Robert Babicz, den fast schon berühmten Psychologen nach seinem Erfolg in Amerika. Er will seine Vergangenheit abschütteln und ein neues Leben beginnen. Sein Bruder Max und die hübsche Nachbarin Nadine sind ihm dabei eine grosse Hilfe...

Marcel Feige schafft es, seine Leser total in das jeweilige Leben seiner Charaktere eintauchen zu lassen. Er schildert detailliert, aber für mich niemals langweilig.
Auch wenn die zuweilen türkische Konversation für den Sprachunkundigen (und den Leser, der grundsätzlich nichts überfliegt, sondern jedes Detail mitliest) unter Umständen gewöhnungsbedürftig ist, trägt sie unbedingt dazu bei, die Athmosphäre eines türkischen Familienfestes nachzuempfinden. Ausserdem wird natürlich alles übersetzt.

So spielte sich die Handlung sehr lebhaft vor meinem geistigen Auge ab.

Der Leser ist dermassen mit den Persönlichkeiten und den Nebenhandlungen der Geschichte beschäftigt, dass ihm zunächst gar nicht auffällt, dass nichts von dem passiert, was der Klappentext verspricht.
Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem er sich fragt "Und nun?" legt Feige richtig los.

Von diesem Moment an ist es erst recht unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Die Spannung steigt mit jedem Kapitel bis ins Unermessliche, was dem Geschick des Autors und nicht etwa blutrünstigen Schilderungen zu verdanken ist.
Man fiebert mit, überlegt, ist sich sicher, den Täter zu kennen und wird am Ende doch masslos überrascht.

Als ich "Kalte Haut" beendet hatte, war ich völlig perplex. Und dann begeistert!
Marcel Feige hat mit seinem Thriller eine intelligente und perfekt durchdachte Geschichte präsentiert, die kaum eine Frage offen lässt.
Eine beeindruckende Geschichte, die auch mit den Gefühlen ihrer Leser spielt und deshalb noch lange in meinem Kopf, in meinen Gedanken bleiben wird.

Aenna                                      

Mittwoch, 4. Juli 2012

Buchvorstellung: "Tomaten" von Cornelia Schinharl

Ich liebe Tomaten....
Als Kind habe ich sie schon vom Strauch gepflückt, wenn sie zum Teil noch grüne Stellen hatten, und auch heute noch dürfen sie für mich nicht zu reif sein.
Fest und aromatisch mit einer gewissen Süße...das sind richtigeTomaten!

Nur leider kann man solche Tomaten kaum noch im Laden kaufen.
Oft schmecken sie wässrig- und sehen auch so aus.
Wer richtige Tomaten essen will, muß selber welche anbauen.
Und dazu gibt es in dem Buch "Tomaten" von Cornelia Schinharl sogar tolle Tipps, was zeigt, dass wir es nicht nur mit einem gewöhnlichen Kochbuch zu tun haben.
Zum wiederholten Male hat der Kosmos-Verlag mit einer Ausgabe seiner beliebten Kochbuchreihe einen Allrounder herausgebracht, der seine Leser, zusätzlich zum Rezepteschatz, umfassend zum betreffenden Thema informiert.
Gekrönt wird das ganze mit schönen Fotos, die wirklich Lust aufs Kochen machen.

Autorin Cornelia Schinharl gliedert ihr Werk in drei Teile:
Für den Vorrat  klärt den Leser über Tomatensorten auf und zeigt uns verschiedene Möglichkeiten der Konservierung, zum Beispiel durch die Verarbeitung zu Ketchup, Chutney oder sogar Konfitüre.

In Schnell und Gut finden wir Rezepte für Salate, Saucen und ganz schnelle, kleine Gerichte.
Was ich besonders toll finde, ist, das auch Vegetarier hier mit Gerichten wie Tomaten-Lasagne oder Tomaten-Pizza auf ihre Kosten kommen.
Beide Rezepte habe ich übrigens schon ausprobiert, und das Ergebnis war sehr lecker!

Das Kapitel Fein und Festlich präsentiert besondere Rezepte und macht Mut, auch einmal Außergewöhnliches zu probieren.
Ich würde z. B. von selber nie auf die Idee kommen, Tomaten mit Pfirsichen zu kombinieren wie beim "Tomaten-Pfirsich-Salat mit Lavendel und Ziegenkäse"....

Das Buch endet mit einem Rezept- sowie einem Themenregister, so dass eine gute Übersicht gewährleistet ist.

"Tomaten" bietet sowohl eine Menge Anregungen für ganz einfache Gerichte als auch raffinierte Rezepte für den experimentierfreudigeren Koch.

Ich bin sicher, dass ich dieses Werk noch sehr oft zur Hand nehmen werde, um meine Familie mit Tomatengerichten zu beglücken!
Ein tolles Buch, das ich unbedingt weiter empfehle!

Aenna