Samstag, 10. November 2012

REZENSION: "Abgeschnitten" von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos

Als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld bei der Obduktion einer Frauenleiche eine Kapsel mit Namen und Telefonnummer seiner Tochter findet, bricht für ihn eine Welt zusammen.
Denn schnell wird ihm klar, dass sein einziges Kind Hannah in der Gewalt eines Psychopathen ist.
Dieser legt eine Fährte aus, indem er weitere Tote mit Hinweisen auf Hannahs Verbleib präpariert.
Die nächste Leiche befindet sich auf Helgoland....
doch die Insel wurde aufgrund eines Unwetters evakuiert...
Nur noch wenige Menschen befinden sich dort, unter anderem die Comiczeichnerin Linda, angstbehaftet und beschäftigt mit ihren eigenen Problemen.
Wird sie Paul helfen können?

Nachdem ich bereits im Sommer die XXL-Leseprobe von "Abgeschnitten" gelesen habe, wartete ich voller Ungeduld auf das Erscheinen des Buches.

Nun, da ich es gelesen habe, fällt mir eine Rezension schwer, denn meine Gefühle sind sehr zwiespältig.

Sebastian Fitzek hat gemeinsam mit Michael Tsokos, dem leitenden Rechtsmediziner der Berliner Charité, einen durchaus spannenden Thriller geschrieben...so spannend, dass ich ihn, zugegeben, kaum aus der Hand legen konnte.

Das Autorenduo lässt uns an einer halsbrecherischen Jagd teilnehmen, die bei mir ein großen Kopfkino aktiviert hat, angefangen mit einem Prolog, dessen Bezug zur eigentlichen Handlung lange ein Geheimnis bleibt, bis hin zum, ja, nachdenklichen Finale.

Die Story wird aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten erzählt, und besonders die Sichtweise des Opfers lässt den Leser nicht mehr los...

Dabei wird mit Brutalität, Blut und Leid nicht gegeizt. Es ist, wie es ist, das sollen wir Leser sehen, das soll uns bewusst werden. Wir sollen nicht wegschauen.

Denn das Buch hat auch eine Botschaft, und wer dies während der Lektüre nicht merkt, tut es spätestens auf den letzten Seiten.

Gerade deshalb finde ich es sehr schade, dass mich die Geschichte dennoch nicht wirklich überzeugen kann, dafür fügen sich die Dinge manchmal etwas zu gut, wirken einige Szenen zu konstruiert.
Natürlich reden wir hier über einen Roman, eine erfundene Geschichte.
Da ist ein wenig Spielraum betreffend der Realitätsgrenzen schon erlaubt...
Trotzdem sollte die Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit behalten, und die fehlt mir hier leider stellenweise.

Davon abgesehen, hat mir "Abgeschnitten" aber ein paar entspannte (!!!) Lesestunden beschert, was ja auch nicht zu unterschätzen ist.
Wer gut und spannend unterhalten werden will, und wem "American Movie"- Effekte nichts ausmachen, ist mit diesem Thriller gut bedient!


Kurz und knapp:
Durchaus spannend, aber nicht immer glaubwürdig!


Aenna                                      


Donnerstag, 8. November 2012

REZENSION: "Die Mädchenwiese" von Martin Krist

Der kleine Sam ist verzweifelt.
Seine große Schwester Lisa ist verschwunden, und nur er weiß, dass sie nicht von zu Hause abgehauen ist, wie die meisten Bewohner des kleinen Dorfes Finkenwerda im Spreewald vermuten.
Aber niemand hört ihm zu....

Nur Alex Lindner, der zugezogene Ex-Polizist, macht sich ebenfalls Sorgen, erst recht, als im Wald eine Mädchenleiche gefunden wird.
Alles erinnert ihn an einen ganz bestimmten Fall vor ein paar Jahren, den er jedoch nicht zu lösen vermochte.
Ein Fall, der zu seinem ganz persönlichen Alptraum wurde...

"Die Mädchenwiese" ist der erste Roman, den der Berliner Autor Marcel Feige unter seinem Pseudonym Martin Krist veröffentlicht.
Bereits "Kalte Haut" hatte ich mit Begeisterung verschlungen und war nun entsprechend gespannt auf den nächsten Roman des Schriftstellers.

Allein schon das Cover des Buches ist äußerst gelungen, spricht den Leser an und macht Lust auf die Lektüre.

Das Buch beginnt mit einem absolut spannenden Prolog, der den Leser sofort in die Geschichte hineinzieht.
Und ist man einmal drinnen, kommt man auch so schnell nicht wieder heraus....

Dafür sorgen die Cliffhänger am Ende eines jeden Kapitels sowie die kapitelweisen Erinnerungen einer Ich- Erzählerin, deren Identität zwar relativ schnell erkannt wird, aber eben nicht ihre Bedeutung für die Ereignisse der Gegenwart.

Dass der Autor eben dieser Figur viel Aufmerksamkeit gewidmet hat, zahlt sich aus, denn von ihr und ihrer Geschichte, ihrem Leben, bekam ich ein sehr genaues Bild.
Auch der kleine Sam und seine Mutter werden beim Lesen "lebendig".
Einzig Hauptprotagonist Alex Lindner bleibt ungewöhnlich blass und mir fremd, und das hat mich doch irgendwie sehr irritiert.

"Die Mädchenwiese" ist locker geschriebene und daher leicht zu lesende Lektüre.
Im krassen Gegensatz dazu werden wir mit detaillierten Gewaltszenen, sowohl an Menschen als auch  Tieren, konfrontiert, die uns entsetzen und schockieren....
Wer zart besaitet ist, mag damit vielleicht überfordert sein...
Allerdings sollte man dann auch von der Lektüre eines Thrillers absehen, denn auf Gewalt und Blut muss man in diesem Genre einfach gefasst sein.

So führt uns Martin Krist in rasantem Tempo durch seine Geschichte, lässt Stück für Stück die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen und uns so, nach und nach, die Wahrheit erkennen.
Das letzte Geheimnis jedoch erschließt sich uns erst ganz zum Schluss, so dass die Spannung wirklich bis zur letzten Seite garantiert ist...

Mich hat Krists "Mädchenwiese" sehr gut unterhalten, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen.
Der Autor hat mich mit seiner Geschichte überzeugt, mir gefällt sein Stil absolut, und ich freue mich auf weitere Veröffentlichungen aus seiner Feder.

Kurz und knapp:
Hochspannung für starke Nerven



Aenna