Freitag, 28. Dezember 2012

REZENSION: "Das Schweigen des Sammlers" von Jaume Cabré

Dass "Das Schweigen des Sammlers" ein besonderes Buch ist, habe ich von Anfang an gewusst.
Auch, dass ich es unbedingt lesen muß....
Das Cover zog mich magisch an, und ein erster Blick ins Buch bestätigte meine Vermutung, dass es sich um keine ganz einfache Lektüre handeln würde.
Allein die Handlung des Buches in ein paar Sätzen wiederzugeben, scheint fast unmöglich...

Es erzählt von den Abgründen der menschlichen Seele, aber auch von einer tiefen Freundschaft.
Wir erfahren die Geschichte eines ganzen Lebens.
Die Geschichte des Adrià Ardèvol, der in Barcelona aufwächst und schon als Junge fasziniert ist von Wissen, Sprachen und den Antiquitäten, die sein Vater Fèlix leidenschaftlich sammelt. Besonders eine wertvolle Geige aus dem 18. Jahrhundert hat es ihm angetan, und noch ahnt er nicht, dass ihn diese Geige und das Geheimnis ihrer Herkunft  sein ganzes Leben begleiten wird...

Und so ist  "Das Schweigen des Sammlers" nicht nur die facettenreiche Geschichte Adriàs, dessen ganz eigene Persönlichkeit den Leser zu seinem Verbündeten macht, sowohl schon im Kindes- als auch im Erwachsenenalter, unbeeindruckt von seinen zuweilen auch dunklen Seiten...

Es ist ebenso die Geschichte von 'Vial', dieser kostbaren alten Geige.
Einer Storioni, deren Entstehung wir mit dem Setzen des Samenkornes für den Baum, der schließlich das Holz für ihre Herstellung liefert, mitverfolgen können.

Auf faszinierende Weise verbindet Cabré diese beiden Geschichten, sogar über Jahrhunderte hinweg, so dass man als Leser aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.
"Der Zufall ist alles: Oder vielleicht ist nichts zufällig, sondern alles vorgezeichnet..." (Seite 828)

Auch wenn man sich zunächst durch die Erzählweise des Autors sehr verunsichert fühlt, denn es erfolgen irritierende Wechsel zwischen der ersten und der dritten Person sowie abrupte Szenenwechsel, die anfangs sehr verwirren.

So finden wir uns plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, neben der Haupthandlung in unzähligen kleinen Geschichten aus verschiedenen Epochen wieder, wobei jedoch jede für sich extrem fesselt...
Und schon bald erkennt der Leser die Zusammenhänge (oder glaubt es zumindest...) - und das begnadete Können Cabrés...
"Die historischen Ereignisse sind nun mal die Erklärung für das heutige Geschehen..." (Seite 354)
Davon abgesehen ist Cabrés Sprache schön und poetisch, passend zu dieser genialen Geschichte, die uns Leser gefühlvoll, berührend, aber auch humorvoll mit einer enormen Sogwirkung in ihren Bann  zieht.

Mit Bernat, dem lebenslangen Freund Adriàs und Sara, seiner großen Liebe, lernen wir zwei weitere sehr starke und prägende Charaktere kennen, die, wie alle Figuren in diesem Buch, vor dem Auge des Lesers regelrecht zum Leben erwachen.

Ich war unglaublich beeindruckt nach Beendigung dieses Buches, und mit den Erkenntnissen der letzten von insgesamt doch beachtlichen 840 Seiten verspürte ich sofort den Wunsch, diesen Roman noch einmal zu lesen.
Es ist ein Kunstwerk von einem Schriftsteller, der nicht nur mit Worten jonglieren kann, sondern auch in die Seele der Menschen zu blicken vermag.
Die hervorragende Übersetzung von Kirsten Brandt und Petra Zickmann tut das Übrige und verdient ebenfalls den größten Respekt!

"Das Schweigen des Sammlers" ist das ungewöhnlichste und beste Buch, das ich seit langem gelesen habe.

Kurz und knapp:
 Intelligent, faszinierend, ...überwältigend!


Aenna                                 




Montag, 24. Dezember 2012

Ein schönes Weihnachtsfest...

Hallo Ihr Lieben,

ich wünsche Euch frohe Weihnachten, besinnliche Feiertage mit Euren Lieben
und ein vor allen Dingen gesundes Jahr 2013....

Bis bald in alter (neuer) Frische...:o)))

Aenna

Montag, 3. Dezember 2012

REZENSION: "Wer im Trüben fischt" von Mechthild Lanfermann

Die Rundfunkjournalistin Emma Vonderwehr hat ihren ersten Arbeitstag bei einem Berliner Radiosender.
Als der amerikanische Professor Tom Rosenberg ermordet wird, sieht Emma ihre Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Auf eigene Faust sucht sie nach dem Täter.
Ihre Recherchen führen sie dabei in das nationalsozialistische Deutschland der Dreissiger Jahre, und gemeinsam mit Kriminalkommissar Edgar Blume deckt sie einen ungeheuren Skandal auf...
Doch wer könnte nach so vielen Jahren ein Interesse am Ableben des Gelehrten gehabt haben?
Zu spät erkennt Emma die Wahrheit und begibt sich selbst in große Gefahr!


"Wer im Trüben fischt" ist das vielversprechende literarische Debüt der Journalistin Mechthild Lanfermann.

Gleich zu Beginn wird der Leser mit einem äußerst spannenden Prolog geködert, den ich im Nachhinein jedoch als nicht ganz passend empfand...
Lanfermanns lockerer und anschaulicher Schreibstil macht es leicht, die Lektüre fortzusetzen.

Mit der Journalistin Emma und dem Kommissar Edgar Blume hat sie interessante Protagonisten geschaffen, die aber auf jeden Fall noch ausbaufähig sind und somit viel Spielraum für eine Fortsetzung bieten.

Nebenbei, geschickt in ihre Geschichte eingeflochten, macht die Autorin auf private Schicksale und gesellschaftliche Missstände aufmerksam, die es leider tausendfach auch in Deutschland gibt.
So steht die kleine Penelope für unzählige weitere Kinder drogenabhängiger Eltern, die den ganzen Tag auf sich allein gestellt sind und um die sich keiner kümmert...
Und dies ist nur einer von vielen  sozialkritischen Aspekten, die Lanfermann ihren Lesern mit viel Sensibilität nahe bringt, was ihrem Buch eine enorme Glaubwürdigkeit verleiht.

"Wer im Trüben fischt" ist mal ein Krimi der anderen, ganz besonderen Art.
Die Autorin hat hervorragend recherchiert und kommt vor allem ohne Blutvergießen und grausige Effekte aus.
Damit hebt sie sich wohltuend von der Masse ab, so dass man ihr gerne kleine Langatmigkeiten verzeiht.

Auch wenn die Hintergründe für mich teilweise verwirrend und nicht ganz einfach nachvollziehbar waren, ich die Geschichte als irgendwie nicht ganz "rund" empfand, hat mir Mechthild Lanfermanns Erstling  gut gefallen.

Die Idee, die dahinter steht, ist großartig, und ich glaube, dass von Frau Lanfermann noch einiges zu erwarten sein wird...
So freue ich mich dann auch auf die Fortsetzung "Wer ohne Liebe ist", die im Juli 2013 erscheinen wird und bin gespannt....

Kurz und knapp:
Intelligenter Krimi der besonderen Art...



Aenna