Samstag, 16. August 2014

REZENSION: "Das Hexenmädchen" von Max Bentow

"Heute werde ich wieder durch Welten springen"....

Diesen Satz sagt die kleine Jule zu ihrem Vater Roman...und kommt dann von der Schule nicht mehr nach Hause....
Ein paar Tage zuvor verschwindet ihre Freundin Sophie spurlos.
Beide Mädchen fürchteten sich vor der Hexe....

Zur selben Zeit ermittelt Nils Trojan in einer grausamen Mordserie. 
Die Opfer werden mit einem Taschentuch geknebelt, an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Kopf auf einem Ofenrost liegend aufgefunden.

Unweigerlich kommt Trojan das Märchen von Hänsel und Gretel in den Sinn.
Gibt es am Ende einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Verschwinden der Kinder?

In seinem vierten Fall "Das Hexenmädchen" lässt Max Bentow seinen sympathischen Kommissar an dessen persönliche Grenzen stoßen. 
Stark belastet durch seine zahlreichen eigenen Probleme inklusive Panikattacken, fühlt Nils Trojan sich dennoch unbarmherzig getrieben, seine Ermittlungen zu einem Erfolg zu führen.
Die verschwundenen Kinder machen ihm zu schaffen, und die grotesken Hinrichtungen sind selbst für einen hartgesottenen Kriminalisten zu viel...

Bentow lässt uns wieder ganz nah heran an seinen Protagonisten, an den Menschen Nils Trojan mit all seinen Stärken und Schwächen.
Und so kommt es, dass ich mich erneut fesseln ließ von einer Geschichte, die zwar extrem spannend, wenn auch zuweilen verwirrend ist.
Einer Geschichte, die unglaublich neugierig macht auf das Ende.

Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln und wurde vom Ausgang der Geschichte fast ein bisschen überrumpelt....logisch fügt sich plötzlich eines zum anderen - mir wäre es allerdings lieber gewesen, etwas langsamer dorthin geführt zu werden.

Trotzdem hat mir Bentows neuestes Werk gut gefallen.
Allein die Idee für diese Story ist grandios, die spannende Umsetzung und der eindringliche Schreibstil haben mich die Lektüre nicht aus der Hand legen lassen...

Kurz und knapp:
Tolle Idee, spannend umgesetzt...


Aenna

Montag, 28. Juli 2014

REZENSION: "KRÄHENMÄDCHEN" von Erik Axl Sund

In einem Stockholmer Park wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden.
Der Körper des Kindes weist Zeichen schwerster und unvorstellbar grausamer Misshandlungen auf.
Kommissarin Jeanette Kihlberg ist schockiert und setzt ihre ganze Energie dafür ein, den Täter zu finden.
Doch die Ermittlungen verlaufen zäh, und  noch bevor sie zu einem Erfolg führen, werden weitere tote Jungen gefunden.
Einer von ihnen wurde von der Psychologin Sofia Zetterlund therapiert, die auf multiple Persönlichkeiten spezialisiert ist und traumatisierte Kinder aus Kriegsregionen behandelt, welche in ihrem Land als Soldaten missbraucht wurden.
Jeanette bittet Sofia um Hilfe, doch diese wird von einer weiteren Patientin sehr beansprucht: Victoria Bergman, deren Kindheitserinnerungen der Psychologin keine Ruhe lassen....

"Krähenmädchen" ist der Auftakt einer Trilogie des schwedischen Autorenduos Erik Axl Sund (Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist)






Das Autorenteam wurde von der Schwedischen Krimiakademie für ihr Werk mit dem Special Award ausgezeichnet!
Zu Recht, wie ich finde, denn die Beiden bieten bereits mit ihrem ersten Teil einen ganz speziellen Lesegenuss.
Denn - dieser Roman ist anders. Irgendwie.
Wohl gibt es einen Mord, einen Ermittler, Irreführung und gewiss auch eine Aufklärung - trotzdem  muss sich der Leser darauf einstellen, in "Krähenmädchen" nicht ganz mit den üblichen Klischees eines Thrillers bedient zu werden.
Die Tat ist bei Erik Axl Sund eigentlich "Nebensache"....Nüchtern, geradlinig und schnörkellos werden die Grausamkeiten fast nebenbei präsentiert.
Vielmehr stehen die Akteure im Fokus, die mit so großer Präzision beschrieben werden, dass ihre Darstellung einem Psychogramm nahe kommt.
Es ist, als ob uns die Autoren durch unterschiedliche Türen führen und uns dahinter ein komplettes Leben zeigen.
Besonders die beiden Protagonistinnen Sofia und Jeanette kommen dem Leser so sehr nahe.
Aber auch Täter und Opfer werden beleuchtet, zwar nicht durch die offene Tür, sondern eher mit einem Blick durchs Schlüsselloch.
Wir bekommen eine genaue Vorstellung von den Menschen, mit denen wir es in diesem Buch zu tun haben, und so hatte ich relativ früh bereits eine gewisse Ahnung....Und ich vermute, dass dies auch durchaus von den Autoren so gewollt ist!

Mehr möchte ich über Akteure und inhaltliche Richtung der Geschichte nicht schreiben, denn es wäre sehr schade, hier zu viel zu verraten...
Als ganz besonderen Genuss habe ich es empfunden, Stück für Stück selber dahinter zu kommen, und diese Spannung möchte ich auch jedem potenziellen Leser gönnen.

Dieser Thriller hat mich, einmal angefangen, nicht mehr losgelassen.
Nicht nur der wohltuend andere Aufbau der Geschichte, sondern auch die flüssige und mitreißende Schreibweise haben ihren Teil dazu beigetragen.

Sehr beruhigend ist es, dass bereits im September der zweite Teil "Narbenkind" sowie im November Teil 3 "Schattenschrei" folgt...

Wer "Krähenmädchen" gelesen hat, weiß warum....

Kurz und knapp:
Ein intelligenter und hochspannender Thriller der besonderen Art...


Aenna

Dienstag, 27. Mai 2014

REZENSION: "Das Mädchen mit den blauen Augen" von Michel Bussi

1980, kurz vor Weihnachten, stürzt ein Passagierflugzeug auf dem Flug von Istanbul nach Paris im Juragebirge ab.
Einzig ein kleiner Säugling überlebt, wie durch ein Wunder, diese furchtbare Katastrophe.
Zwei Familien erheben Anspruch auf das Kind, denn wie sich herausstellt, waren zwei Babys an Bord der Maschine.
Beides Mädchen und beide, fast auf den Tag genau, drei Monate alt.
Ist es Lyse-Rose de Carville, die überlebt hat, oder Emilie Vitral?
Wem wird die kleine "Lylie" mit den auffallend blauen Augen zugesprochen?
Irgendwann trifft ein Richter eine Entscheidung, aber richtige Beweise fehlen, letzte Zweifel bleiben - bei beiden Familien.

Für den Privatdetektiv Crédule Grand-Duc wird die Frage um die Identität des Mädchens 18 Jahre lang nicht nur zum gut bezahlten Lebensinhalt, sondern auch zu seiner persönlichen Obsession....

Allein schon das Cover ist es wert, sich dieses Buch genauer zu betrachten. Es hat mich irgendwie sofort gefesselt, und ich wusste, dass ich  Das Mädchen mit den blauen Augen  lesen muss...
Manchmal ist das eben so. Man lässt sich von seinen Gefühlen leiten, und in diesem Fall war es auch goldrichtig...

Michel Bussi beschreibt ein Szenario, das grausam ist. Er tut dies aber nicht direkt und mit voller Wucht, sondern lässt den Leser Schritt für Schritt selber dahinterkommen.
Dabei bedient er sich einer schönen Sprache und eines fast schon poetischen Stils.

Seine Charaktere wachsen uns dermaßen ans Herz, dass das Nachvollziehen ihres Seelenlebens zur Qual wird.
Angefangen von Crédule Grand Duc, der jahrelang besessen nach der Wahrheit sucht, des Weiteren zwei Großelternpaare, für die Lylie ein Teil Erinnerung an ihr eigenes verlorenes Kind bedeutet.
Da ist ihr Bruder, der vielleicht gar nicht ihr Bruder ist?
Und letztendlich Lylie selbst, aufgewachsen in eher bescheidenen Verhältnissen, aber möglicherweise doch vermögend?

Von Beginn an wartet diese Geschichte mit einer für mich unerhörten Spannung auf, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Schon mit den ersten Seiten kommen viele Fragen auf, und die Suche nach Antworten treibt uns unerbittlich durch die Lektüre.
Geschickt vermittelt uns der Autor die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten, aber immer nur "häppchenweise", wobei Lylie lange im Hintergrund bleibt (was die Neugierde auf sie natürlich verstärkt).
Stück für Stück werden wir so zu einem Ende geführt, das überrascht und sprachlos macht.

"Das Mädchen mit den blauen Augen" hat mich beeindruckt und ist für mich ein Stück Literatur, das ich gerne weiterempfehle....
Bleibt zu hoffen, dass noch weitere Bücher des französischen Schriftstellers ins Deutsche übersetzt werden!

                                              


Kurz und knapp:
Faszinierendes und spannendes Familiendrama 


Freitag, 24. Januar 2014

REZENSION: "Morbus Dei: Im Zeichen des Aries" von Bastian Zach und Matthias Bauer

Lange mussten die eingefleischten "Elisabeth und Johann - Fans" warten...
Mit  "Im Zeichen des Aries" präsentiert das Autorenteam  Zach/Bauer   nun den letzten Teil ihrer Morbus Dei -Trilogie.

Wie gewohnt, knüpft dieser nahtlos an seinen im Juni 2012 erschienenen Vorgänger an, und trotz der langen Zeitspanne von mehr als einem Jahr ist es nicht nötig, Teil zwei noch einmal zu lesen, um in die Geschichte hinein zu kommen.
Ganz im Gegenteil.

So folgen wir den Spuren von Elisabeth und Johann, die bei ihrer spektakulären Flucht aus Wien voneinander getrennt wurden.
Zur Erinnerung: Während Johann es bis auf das rettende Schiff geschafft hat, landete Elisabeth in den Händen des Feindes....
Natürlich macht sich Johann auf die Suche nach seiner Liebsten, unterstützt von seinen Weggefährten....

Und wieder schaffen es Bastian Zach und Matthias Bauer problemlos und nahezu perfekt, den Leser in das frühe 18. Jahrhundert zu "beamen".
Die Authentizität der Handlung, unterstützt durch die einmalige Wortwahl und den unverkennbaren Stil, hat mich wieder einmal fasziniert und stark beeindruckt.
History, Abenteuer, Liebe und eine Prise Mystik werden geschickt, und wie gewohnt auch ausgesprochen spannend, zu einem Ganzen verwoben.

Mit "Im Zeichen des Aries" wird das Abenteuer von Elisabeth und Johann beendet sowie auch das Schicksal ihres Dorfes besiegelt...
Ich war "gefangen" im Geschehen und hätte noch ewig weiterlesen können...

Mit ihrer Trilogie haben Bastian Zach und Matthias Bauer ganz großes Kino geschrieben...
Und genau dorthin gehört diese Geschichte auch, die meiner Meinung nach perfekt dazu geeignet ist, filmisch umgesetzt zu werden.
Zumal das Autoren-Duo ja auch auf diesem Gebiet nicht unerfahren ist....

Auf jeden Fall hoffe ich, auch zukünftig weitere Geschichten aus der Feder von Zach/Bauer lesen zu können,
....Lesefreude ist hier mit Sicherheit garantiert!

Kurz und knapp:
Beeindruckendes Finale einer grandiosen Trilogie!


Aenna