Montag, 28. Juli 2014

REZENSION: "KRÄHENMÄDCHEN" von Erik Axl Sund

In einem Stockholmer Park wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden.
Der Körper des Kindes weist Zeichen schwerster und unvorstellbar grausamer Misshandlungen auf.
Kommissarin Jeanette Kihlberg ist schockiert und setzt ihre ganze Energie dafür ein, den Täter zu finden.
Doch die Ermittlungen verlaufen zäh, und  noch bevor sie zu einem Erfolg führen, werden weitere tote Jungen gefunden.
Einer von ihnen wurde von der Psychologin Sofia Zetterlund therapiert, die auf multiple Persönlichkeiten spezialisiert ist und traumatisierte Kinder aus Kriegsregionen behandelt, welche in ihrem Land als Soldaten missbraucht wurden.
Jeanette bittet Sofia um Hilfe, doch diese wird von einer weiteren Patientin sehr beansprucht: Victoria Bergman, deren Kindheitserinnerungen der Psychologin keine Ruhe lassen....

"Krähenmädchen" ist der Auftakt einer Trilogie des schwedischen Autorenduos Erik Axl Sund (Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist)






Das Autorenteam wurde von der Schwedischen Krimiakademie für ihr Werk mit dem Special Award ausgezeichnet!
Zu Recht, wie ich finde, denn die Beiden bieten bereits mit ihrem ersten Teil einen ganz speziellen Lesegenuss.
Denn - dieser Roman ist anders. Irgendwie.
Wohl gibt es einen Mord, einen Ermittler, Irreführung und gewiss auch eine Aufklärung - trotzdem  muss sich der Leser darauf einstellen, in "Krähenmädchen" nicht ganz mit den üblichen Klischees eines Thrillers bedient zu werden.
Die Tat ist bei Erik Axl Sund eigentlich "Nebensache"....Nüchtern, geradlinig und schnörkellos werden die Grausamkeiten fast nebenbei präsentiert.
Vielmehr stehen die Akteure im Fokus, die mit so großer Präzision beschrieben werden, dass ihre Darstellung einem Psychogramm nahe kommt.
Es ist, als ob uns die Autoren durch unterschiedliche Türen führen und uns dahinter ein komplettes Leben zeigen.
Besonders die beiden Protagonistinnen Sofia und Jeanette kommen dem Leser so sehr nahe.
Aber auch Täter und Opfer werden beleuchtet, zwar nicht durch die offene Tür, sondern eher mit einem Blick durchs Schlüsselloch.
Wir bekommen eine genaue Vorstellung von den Menschen, mit denen wir es in diesem Buch zu tun haben, und so hatte ich relativ früh bereits eine gewisse Ahnung....Und ich vermute, dass dies auch durchaus von den Autoren so gewollt ist!

Mehr möchte ich über Akteure und inhaltliche Richtung der Geschichte nicht schreiben, denn es wäre sehr schade, hier zu viel zu verraten...
Als ganz besonderen Genuss habe ich es empfunden, Stück für Stück selber dahinter zu kommen, und diese Spannung möchte ich auch jedem potenziellen Leser gönnen.

Dieser Thriller hat mich, einmal angefangen, nicht mehr losgelassen.
Nicht nur der wohltuend andere Aufbau der Geschichte, sondern auch die flüssige und mitreißende Schreibweise haben ihren Teil dazu beigetragen.

Sehr beruhigend ist es, dass bereits im September der zweite Teil "Narbenkind" sowie im November Teil 3 "Schattenschrei" folgt...

Wer "Krähenmädchen" gelesen hat, weiß warum....

Kurz und knapp:
Ein intelligenter und hochspannender Thriller der besonderen Art...


Aenna