Dienstag, 27. Mai 2014

REZENSION: "Das Mädchen mit den blauen Augen" von Michel Bussi

1980, kurz vor Weihnachten, stürzt ein Passagierflugzeug auf dem Flug von Istanbul nach Paris im Juragebirge ab.
Einzig ein kleiner Säugling überlebt, wie durch ein Wunder, diese furchtbare Katastrophe.
Zwei Familien erheben Anspruch auf das Kind, denn wie sich herausstellt, waren zwei Babys an Bord der Maschine.
Beides Mädchen und beide, fast auf den Tag genau, drei Monate alt.
Ist es Lyse-Rose de Carville, die überlebt hat, oder Emilie Vitral?
Wem wird die kleine "Lylie" mit den auffallend blauen Augen zugesprochen?
Irgendwann trifft ein Richter eine Entscheidung, aber richtige Beweise fehlen, letzte Zweifel bleiben - bei beiden Familien.

Für den Privatdetektiv Crédule Grand-Duc wird die Frage um die Identität des Mädchens 18 Jahre lang nicht nur zum gut bezahlten Lebensinhalt, sondern auch zu seiner persönlichen Obsession....

Allein schon das Cover ist es wert, sich dieses Buch genauer zu betrachten. Es hat mich irgendwie sofort gefesselt, und ich wusste, dass ich  Das Mädchen mit den blauen Augen  lesen muss...
Manchmal ist das eben so. Man lässt sich von seinen Gefühlen leiten, und in diesem Fall war es auch goldrichtig...

Michel Bussi beschreibt ein Szenario, das grausam ist. Er tut dies aber nicht direkt und mit voller Wucht, sondern lässt den Leser Schritt für Schritt selber dahinterkommen.
Dabei bedient er sich einer schönen Sprache und eines fast schon poetischen Stils.

Seine Charaktere wachsen uns dermaßen ans Herz, dass das Nachvollziehen ihres Seelenlebens zur Qual wird.
Angefangen von Crédule Grand Duc, der jahrelang besessen nach der Wahrheit sucht, des Weiteren zwei Großelternpaare, für die Lylie ein Teil Erinnerung an ihr eigenes verlorenes Kind bedeutet.
Da ist ihr Bruder, der vielleicht gar nicht ihr Bruder ist?
Und letztendlich Lylie selbst, aufgewachsen in eher bescheidenen Verhältnissen, aber möglicherweise doch vermögend?

Von Beginn an wartet diese Geschichte mit einer für mich unerhörten Spannung auf, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Schon mit den ersten Seiten kommen viele Fragen auf, und die Suche nach Antworten treibt uns unerbittlich durch die Lektüre.
Geschickt vermittelt uns der Autor die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten, aber immer nur "häppchenweise", wobei Lylie lange im Hintergrund bleibt (was die Neugierde auf sie natürlich verstärkt).
Stück für Stück werden wir so zu einem Ende geführt, das überrascht und sprachlos macht.

"Das Mädchen mit den blauen Augen" hat mich beeindruckt und ist für mich ein Stück Literatur, das ich gerne weiterempfehle....
Bleibt zu hoffen, dass noch weitere Bücher des französischen Schriftstellers ins Deutsche übersetzt werden!

                                              


Kurz und knapp:
Faszinierendes und spannendes Familiendrama 


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