Mittwoch, 3. April 2013

REZENSION: "Verachtung" von Jussi Adler-Olsen

Vor mehr als 25 Jahren gab es in Dänemark einige Vermisstenfälle.
Sie blieben ungeklärt.
Eigentlich nichts ungewöhnliches...
Doch die vermissten Personen hatten etwas gemeinsam.
Alle verschwanden ungefähr zur gleichen Zeit und alle waren mit dem Leben von Nete Hermansen verknüpft - und die hatte in ihrem Dasein kein leichtes Schicksal zu bewältigen.
Aber der Mann, der daran die größte Schuld trägt, erfreut sich nicht nur bester Gesundheit, sondern steht als bekannte Persönlichkeit auch noch im Fokus der Öffentlichkeit...
Kein Wunder also, dass das Team um Vizekommissar Carl Mørck hellhörig wird und sich daranmacht, die verstaubten Akten zu wälzen...

Um es gleich vorweg zu sagen....
Auch wenn mir Adler-Olsens "Alphabethaus", entgegen der meisten Kritikermeinungen, ausnehmend gut gefallen hat, habe ich mich doch auf einen neuen Fall des "Sonderdezernats Q" gefreut.
Carl Mørck und seine skurrilen Assistenten Assad und Rose sind schließlich mittlerweile wie alte Bekannte.
Als ich jedoch die ersten Kapitel von "Verachtung" hinter mich gebracht hatte, war ich erst einmal fassungslos, befremdet von dem gesamten Stil des Textes.
Perplex schaute ich nach, ob Adler- Olsen womöglich einen Co - Autor hatte oder auch einen anderen Übersetzer...?
Nichts dergleichen bestätigte sich, obwohl ich angesichts der sprachlichen und inhaltlichen Fauxpas, die sich mir bis dahin geboten hatten, darauf geschworen hätte....
Mit aller Macht wurde versucht, nicht nur die Dialoge, sondern auch Carls Gedankengänge so witzig wie nur möglich auszuformulieren. Dabei ist die Wortwahl oft mehr als fragwürdig...
Das, was in den Vorgängerbüchern, eher versteckt und als feine Nuance, in den Unterhaltungen der Hauptakteure zu finden war und mir - aus diesem Grund - manchen spontanen Lacher beschert hat, wird hier sichtlich übertrieben. Und ist deshalb für meinen Geschmack auch nicht mehr lustig.
Gottseidank verläuft sich diese Peinlichkeit mit Fortschreiten des Buches in erträgliche Ausmaße.
Aber auch bei einigen Nebenhandlungen bleibt das Gefühl der gewollten Komik nicht aus. Sehr schade, schließlich wissen wir doch ganz genau, das Adler - Olsen schreiben kann und solche durchschaubaren Manöver gar nicht nötig hat...

Nur gut, dass die eigentliche Geschichte überzeugen kann.
Wie man dem Nachwort entnehmen kann, beruht die Grundidee des Romans auf wahren Begebenheiten.
Man mag es kaum glauben, aber eine Anstalt, in der Frauen zwangssterilisiert wurden, hat es auf der Insel Sprogo tatsächlich gegeben.
Adler - Olsen hat darum herum eine Geschichte gesponnen, die wirklich zu fesseln vermag.
Eine Geschichte, die uns Leser fassungslos macht und uns mit Protagonistin Nete mitleiden lässt, der eben dieses Schicksal widerfahren ist.
Der Autor erzählt ihren Leidensweg von Kindesbeinen an, macht uns so zu Netes Verbündeten.
Denn wir wissen, warum sie zu der Person wird, die sie ist.
Wir sind in der Lage, ihre Gedanken nachzuvollziehen, denn Stück für Stück wird uns ihr Leben offenbart, jedes ihrer Geheimnisse preisgegeben....
Wir können uns dem Sog dieser Geschichte bis zu ihrem Ende nicht entziehen, einem Ende, das mich noch einmal maßlos überrascht hat.

Die Geschichte für sich war "typisch Adler - Olsen".  Ausgereift, spannend, genial.
Der Rest sei ihm, mit viel gutem Willen, verziehen...dieses Mal.

Kurz und knapp:
Super Plot...., aber fragwürdiger Stil!


Aenna

3 Kommentare:

  1. Gefällt mir bestimmt, die anderen mochte ich auch so gerne.
    Schöne Rezension!

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  2. Hallo liebe Aenna,

    ich habe dieses Buch vor kurzem auch erst gelesen und rezensiert und ich hoffe, es ist für dich okay, dass ich deine Rezension in meiner unter der Überschrift “Weitere Rezensionen zu vorgestelltem Buch” verlinkt habe? Falls nicht, melde dich einfach kurz bei mir und ich lösche dich auf der Stelle raus, ja? ;) Hier der Link:
    http://janine2610.blogspot.co.at/2015/12/rezension-verachtung-jussi-adler-olsen.html

    Alles Liebe ♥,
    Janine

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