Mittwoch, 11. Juli 2012

REZENSION: "Kalte Haut" von Marcel Feige

Der Profiler Robert Babicz kehrt nach vierjährigem Amerikaaufenthalt in seine Heimatstadt Berlin zurück.
Nachdem er in den Staaten wesentlich dazu beigetragen hat, den sogenannten "Knochenmann" dingfest zu machen, will er sich nun wieder den Aufgaben in seiner psychologischen Praxis zuwenden.
Doch schon bald ersucht auch die Berliner Polizei um seine Hilfe.
Ein Mord ist geschehen, und zunächst glaubt das Team um Kriminalkommissarin Sera Muth an eine politisch gesteuerte Tat.
Doch schon bald zeigen sich Parallelen in der Vorgehensweise des Täters, die an den "Knochenmann" erinnern. Er häutete sein Opfer bei lebendigem Leibe. Zuvor jedoch veröffentlichte er ein Video, um alle Menschen an dessen Qualen teilhaben zu lassen....

Der Berliner Autor Marcel Feige führt seine Leser mit einem sehr spannenden und geschickt geschriebenen Prolog in seinen bis jetzt vierten Thriller "Kalte Haut " ein.

Danach nimmt er sich viel Zeit, seine Protagonisten vorzustellen.
Da ist die türkischstämmige Kommissarin Sera Muth, die sich neben ihrer grossen Familie und deren Kultur auch noch mit einem komplizierten Liebesleben auseinandersetzen muss.

Desweiteren lernen wir die Journalistin Tania Herzberg kennen, die von ihrem Ex-Ehemann gestalkt wird, und über die der Mörder Einiges zu wissen scheint....

Und wir begleiten Robert Babicz, den fast schon berühmten Psychologen nach seinem Erfolg in Amerika. Er will seine Vergangenheit abschütteln und ein neues Leben beginnen. Sein Bruder Max und die hübsche Nachbarin Nadine sind ihm dabei eine grosse Hilfe...

Marcel Feige schafft es, seine Leser total in das jeweilige Leben seiner Charaktere eintauchen zu lassen. Er schildert detailliert, aber für mich niemals langweilig.
Auch wenn die zuweilen türkische Konversation für den Sprachunkundigen (und den Leser, der grundsätzlich nichts überfliegt, sondern jedes Detail mitliest) unter Umständen gewöhnungsbedürftig ist, trägt sie unbedingt dazu bei, die Athmosphäre eines türkischen Familienfestes nachzuempfinden. Ausserdem wird natürlich alles übersetzt.

So spielte sich die Handlung sehr lebhaft vor meinem geistigen Auge ab.

Der Leser ist dermassen mit den Persönlichkeiten und den Nebenhandlungen der Geschichte beschäftigt, dass ihm zunächst gar nicht auffällt, dass nichts von dem passiert, was der Klappentext verspricht.
Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem er sich fragt "Und nun?" legt Feige richtig los.

Von diesem Moment an ist es erst recht unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Die Spannung steigt mit jedem Kapitel bis ins Unermessliche, was dem Geschick des Autors und nicht etwa blutrünstigen Schilderungen zu verdanken ist.
Man fiebert mit, überlegt, ist sich sicher, den Täter zu kennen und wird am Ende doch masslos überrascht.

Als ich "Kalte Haut" beendet hatte, war ich völlig perplex. Und dann begeistert!
Marcel Feige hat mit seinem Thriller eine intelligente und perfekt durchdachte Geschichte präsentiert, die kaum eine Frage offen lässt.
Eine beeindruckende Geschichte, die auch mit den Gefühlen ihrer Leser spielt und deshalb noch lange in meinem Kopf, in meinen Gedanken bleiben wird.

Aenna                                      

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