Mittwoch, 12. Oktober 2011

REZENSION: "Sterneneis" von Kristín Marja Baldursdóttir

Gunnur ist eine Frau in den Fünfzigern, von Beruf Psychiaterin.
Eines nachts wird in ihr Haus eingebrochen, was sie erst morgens nach dem Aufwachen bemerkt.
Die Vorstellung, im Schlaf von fremden Menschen beobachtet worden zu sein, schreckt sie dermaßen, dass sie in ihr Ferienhaus flieht.
Aber nicht allein!
Ihre Architektin drängt ihr die Betreuung ihrer Tochter Hugrún über das Wochenende auf, so nimmt Gunnur das aufsässige Mädchen mit.
Doch was soll sie mit der ihr fremden 14-jährigen anfangen?

Gunnur "reist" in die Vergangenheit und fängt das "Reh", wie sie Hugrún nennt, mit ihren Kindheitserinnerungen ein.

Meine Gefühle für "Sterneneis" schwankten bei der Lektüre des Buches beträchtlich...
Auf der einen Seite überzeugt die isländische Autorin Kristín Marja Baldursdóttir mit schönen Landschaftsbeschreibungen und mitreißenden Passagen, wenn sie Gunnur aus ihrem Leben erzählen lässt.
Dadurch, dass sie von sich in der dritten Person erzählt, lief vor meinen Augen ein kleiner Film ab, ich sah die "junge" Gunnur in ihren verschiedenen Lebensphasen ganz genau....

Andererseits schafft es die Autorin leider nicht, mich ihren Protagonistinnen der Gegenwart nahe zu bringen.
Das Verhalten Hugrúns empfand ich als unverhältnismäßig unverschämt und deshalb fast unglaubwürdig.
Ihre Sicht auf die Dinge wird weitgehend vernachlässigt und bleibt der Vorstellungskraft des Lesers überlassen.
Die Persönlichkeit der "alten" Gunnur blieb für mich eher undurchschaubar und auch unvollständig dargestellt.
Meine Vorstellung von beiden Frauen wurde teilweise abrupt durch den Text korrigiert, so dass sich mir des öfteren die Frage stellte, ob die Übersetzung evtl. nicht ganz glücklich gewählt wurde...
Ich hatte z.B. den Eindruck, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin  mit etwas mehr Humor gesehen hat...(?)

"Sterneneis" ist eine Geschichte über das Zusammentreffen und die Annäherung zweier problembehafteter Charaktere aus unterschiedlichen Generationen.
Eine wirklich gute Idee, wie ich finde. Doch leider hat mich die Lektüre des Buches mehr verwirrt als überzeugt.
Statt einer "runden" Geschichte sieht sich der Leser hier eher mit einer Vielzahl an Denkanstößen konfrontiert, ich hatte das Gefühl, ständig selber "analysieren" und Hintergründe suchen zu müssen....

Vielleicht lag ja genau das in der Absicht der Autorin, mir persönlich hat dieser Stil leider nicht so gut gefallen.  

Aenna                                  

3 Kommentare:

  1. Die Kurzbeschreibung hört sich toll an. Das muss doch wirklich schrecklich sein. Auweia, wenn ich mir das vorstelle, krieg ich eine Piepmatzpelle. Mich hast du trotzdem neugierig gemacht.

    Ich grüße dich ganz lieb! :)

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  2. Liebe Tanja,

    mir tut es eigentlich sehr leid um das Buch...
    Ich war froh, als ich durch war, aber das Gefühl, das hier viel verschenkt wurde oder bei der Übersetzung auf der Strecke geblieben ist, bleibt...

    Ganz liebe Grüsse zurück
    Aenna

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  3. Liebe Sophia,
    danke schön und herzlich willkommen!

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