Freitag, 28. Dezember 2012

REZENSION: "Das Schweigen des Sammlers" von Jaume Cabré

Dass "Das Schweigen des Sammlers" ein besonderes Buch ist, habe ich von Anfang an gewusst.
Auch, dass ich es unbedingt lesen muß....
Das Cover zog mich magisch an, und ein erster Blick ins Buch bestätigte meine Vermutung, dass es sich um keine ganz einfache Lektüre handeln würde.
Allein die Handlung des Buches in ein paar Sätzen wiederzugeben, scheint fast unmöglich...

Es erzählt von den Abgründen der menschlichen Seele, aber auch von einer tiefen Freundschaft.
Wir erfahren die Geschichte eines ganzen Lebens.
Die Geschichte des Adrià Ardèvol, der in Barcelona aufwächst und schon als Junge fasziniert ist von Wissen, Sprachen und den Antiquitäten, die sein Vater Fèlix leidenschaftlich sammelt. Besonders eine wertvolle Geige aus dem 18. Jahrhundert hat es ihm angetan, und noch ahnt er nicht, dass ihn diese Geige und das Geheimnis ihrer Herkunft  sein ganzes Leben begleiten wird...

Und so ist  "Das Schweigen des Sammlers" nicht nur die facettenreiche Geschichte Adriàs, dessen ganz eigene Persönlichkeit den Leser zu seinem Verbündeten macht, sowohl schon im Kindes- als auch im Erwachsenenalter, unbeeindruckt von seinen zuweilen auch dunklen Seiten...

Es ist ebenso die Geschichte von 'Vial', dieser kostbaren alten Geige.
Einer Storioni, deren Entstehung wir mit dem Setzen des Samenkornes für den Baum, der schließlich das Holz für ihre Herstellung liefert, mitverfolgen können.

Auf faszinierende Weise verbindet Cabré diese beiden Geschichten, sogar über Jahrhunderte hinweg, so dass man als Leser aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.
"Der Zufall ist alles: Oder vielleicht ist nichts zufällig, sondern alles vorgezeichnet..." (Seite 828)

Auch wenn man sich zunächst durch die Erzählweise des Autors sehr verunsichert fühlt, denn es erfolgen irritierende Wechsel zwischen der ersten und der dritten Person sowie abrupte Szenenwechsel, die anfangs sehr verwirren.

So finden wir uns plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, neben der Haupthandlung in unzähligen kleinen Geschichten aus verschiedenen Epochen wieder, wobei jedoch jede für sich extrem fesselt...
Und schon bald erkennt der Leser die Zusammenhänge (oder glaubt es zumindest...) - und das begnadete Können Cabrés...
"Die historischen Ereignisse sind nun mal die Erklärung für das heutige Geschehen..." (Seite 354)
Davon abgesehen ist Cabrés Sprache schön und poetisch, passend zu dieser genialen Geschichte, die uns Leser gefühlvoll, berührend, aber auch humorvoll mit einer enormen Sogwirkung in ihren Bann  zieht.

Mit Bernat, dem lebenslangen Freund Adriàs und Sara, seiner großen Liebe, lernen wir zwei weitere sehr starke und prägende Charaktere kennen, die, wie alle Figuren in diesem Buch, vor dem Auge des Lesers regelrecht zum Leben erwachen.

Ich war unglaublich beeindruckt nach Beendigung dieses Buches, und mit den Erkenntnissen der letzten von insgesamt doch beachtlichen 840 Seiten verspürte ich sofort den Wunsch, diesen Roman noch einmal zu lesen.
Es ist ein Kunstwerk von einem Schriftsteller, der nicht nur mit Worten jonglieren kann, sondern auch in die Seele der Menschen zu blicken vermag.
Die hervorragende Übersetzung von Kirsten Brandt und Petra Zickmann tut das Übrige und verdient ebenfalls den größten Respekt!

"Das Schweigen des Sammlers" ist das ungewöhnlichste und beste Buch, das ich seit langem gelesen habe.

Kurz und knapp:
 Intelligent, faszinierend, ...überwältigend!


Aenna                                 




Montag, 24. Dezember 2012

Ein schönes Weihnachtsfest...

Hallo Ihr Lieben,

ich wünsche Euch frohe Weihnachten, besinnliche Feiertage mit Euren Lieben
und ein vor allen Dingen gesundes Jahr 2013....

Bis bald in alter (neuer) Frische...:o)))

Aenna

Montag, 3. Dezember 2012

REZENSION: "Wer im Trüben fischt" von Mechthild Lanfermann

Die Rundfunkjournalistin Emma Vonderwehr hat ihren ersten Arbeitstag bei einem Berliner Radiosender.
Als der amerikanische Professor Tom Rosenberg ermordet wird, sieht Emma ihre Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Auf eigene Faust sucht sie nach dem Täter.
Ihre Recherchen führen sie dabei in das nationalsozialistische Deutschland der Dreissiger Jahre, und gemeinsam mit Kriminalkommissar Edgar Blume deckt sie einen ungeheuren Skandal auf...
Doch wer könnte nach so vielen Jahren ein Interesse am Ableben des Gelehrten gehabt haben?
Zu spät erkennt Emma die Wahrheit und begibt sich selbst in große Gefahr!


"Wer im Trüben fischt" ist das vielversprechende literarische Debüt der Journalistin Mechthild Lanfermann.

Gleich zu Beginn wird der Leser mit einem äußerst spannenden Prolog geködert, den ich im Nachhinein jedoch als nicht ganz passend empfand...
Lanfermanns lockerer und anschaulicher Schreibstil macht es leicht, die Lektüre fortzusetzen.

Mit der Journalistin Emma und dem Kommissar Edgar Blume hat sie interessante Protagonisten geschaffen, die aber auf jeden Fall noch ausbaufähig sind und somit viel Spielraum für eine Fortsetzung bieten.

Nebenbei, geschickt in ihre Geschichte eingeflochten, macht die Autorin auf private Schicksale und gesellschaftliche Missstände aufmerksam, die es leider tausendfach auch in Deutschland gibt.
So steht die kleine Penelope für unzählige weitere Kinder drogenabhängiger Eltern, die den ganzen Tag auf sich allein gestellt sind und um die sich keiner kümmert...
Und dies ist nur einer von vielen  sozialkritischen Aspekten, die Lanfermann ihren Lesern mit viel Sensibilität nahe bringt, was ihrem Buch eine enorme Glaubwürdigkeit verleiht.

"Wer im Trüben fischt" ist mal ein Krimi der anderen, ganz besonderen Art.
Die Autorin hat hervorragend recherchiert und kommt vor allem ohne Blutvergießen und grausige Effekte aus.
Damit hebt sie sich wohltuend von der Masse ab, so dass man ihr gerne kleine Langatmigkeiten verzeiht.

Auch wenn die Hintergründe für mich teilweise verwirrend und nicht ganz einfach nachvollziehbar waren, ich die Geschichte als irgendwie nicht ganz "rund" empfand, hat mir Mechthild Lanfermanns Erstling  gut gefallen.

Die Idee, die dahinter steht, ist großartig, und ich glaube, dass von Frau Lanfermann noch einiges zu erwarten sein wird...
So freue ich mich dann auch auf die Fortsetzung "Wer ohne Liebe ist", die im Juli 2013 erscheinen wird und bin gespannt....

Kurz und knapp:
Intelligenter Krimi der besonderen Art...



Aenna                                       





Samstag, 10. November 2012

REZENSION: "Abgeschnitten" von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos

Als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld bei der Obduktion einer Frauenleiche eine Kapsel mit Namen und Telefonnummer seiner Tochter findet, bricht für ihn eine Welt zusammen.
Denn schnell wird ihm klar, dass sein einziges Kind Hannah in der Gewalt eines Psychopathen ist.
Dieser legt eine Fährte aus, indem er weitere Tote mit Hinweisen auf Hannahs Verbleib präpariert.
Die nächste Leiche befindet sich auf Helgoland....
doch die Insel wurde aufgrund eines Unwetters evakuiert...
Nur noch wenige Menschen befinden sich dort, unter anderem die Comiczeichnerin Linda, angstbehaftet und beschäftigt mit ihren eigenen Problemen.
Wird sie Paul helfen können?

Nachdem ich bereits im Sommer die XXL-Leseprobe von "Abgeschnitten" gelesen habe, wartete ich voller Ungeduld auf das Erscheinen des Buches.

Nun, da ich es gelesen habe, fällt mir eine Rezension schwer, denn meine Gefühle sind sehr zwiespältig.

Sebastian Fitzek hat gemeinsam mit Michael Tsokos, dem leitenden Rechtsmediziner der Berliner Charité, einen durchaus spannenden Thriller geschrieben...so spannend, dass ich ihn, zugegeben, kaum aus der Hand legen konnte.

Das Autorenduo lässt uns an einer halsbrecherischen Jagd teilnehmen, die bei mir ein großen Kopfkino aktiviert hat, angefangen mit einem Prolog, dessen Bezug zur eigentlichen Handlung lange ein Geheimnis bleibt, bis hin zum, ja, nachdenklichen Finale.

Die Story wird aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten erzählt, und besonders die Sichtweise des Opfers lässt den Leser nicht mehr los...

Dabei wird mit Brutalität, Blut und Leid nicht gegeizt. Es ist, wie es ist, das sollen wir Leser sehen, das soll uns bewusst werden. Wir sollen nicht wegschauen.

Denn das Buch hat auch eine Botschaft, und wer dies während der Lektüre nicht merkt, tut es spätestens auf den letzten Seiten.

Gerade deshalb finde ich es sehr schade, dass mich die Geschichte dennoch nicht wirklich überzeugen kann, dafür fügen sich die Dinge manchmal etwas zu gut, wirken einige Szenen zu konstruiert.
Natürlich reden wir hier über einen Roman, eine erfundene Geschichte.
Da ist ein wenig Spielraum betreffend der Realitätsgrenzen schon erlaubt...
Trotzdem sollte die Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit behalten, und die fehlt mir hier leider stellenweise.

Davon abgesehen, hat mir "Abgeschnitten" aber ein paar entspannte (!!!) Lesestunden beschert, was ja auch nicht zu unterschätzen ist.
Wer gut und spannend unterhalten werden will, und wem "American Movie"- Effekte nichts ausmachen, ist mit diesem Thriller gut bedient!


Kurz und knapp:
Durchaus spannend, aber nicht immer glaubwürdig!


Aenna                                      


Donnerstag, 8. November 2012

REZENSION: "Die Mädchenwiese" von Martin Krist

Der kleine Sam ist verzweifelt.
Seine große Schwester Lisa ist verschwunden, und nur er weiß, dass sie nicht von zu Hause abgehauen ist, wie die meisten Bewohner des kleinen Dorfes Finkenwerda im Spreewald vermuten.
Aber niemand hört ihm zu....

Nur Alex Lindner, der zugezogene Ex-Polizist, macht sich ebenfalls Sorgen, erst recht, als im Wald eine Mädchenleiche gefunden wird.
Alles erinnert ihn an einen ganz bestimmten Fall vor ein paar Jahren, den er jedoch nicht zu lösen vermochte.
Ein Fall, der zu seinem ganz persönlichen Alptraum wurde...

"Die Mädchenwiese" ist der erste Roman, den der Berliner Autor Marcel Feige unter seinem Pseudonym Martin Krist veröffentlicht.
Bereits "Kalte Haut" hatte ich mit Begeisterung verschlungen und war nun entsprechend gespannt auf den nächsten Roman des Schriftstellers.

Allein schon das Cover des Buches ist äußerst gelungen, spricht den Leser an und macht Lust auf die Lektüre.

Das Buch beginnt mit einem absolut spannenden Prolog, der den Leser sofort in die Geschichte hineinzieht.
Und ist man einmal drinnen, kommt man auch so schnell nicht wieder heraus....

Dafür sorgen die Cliffhänger am Ende eines jeden Kapitels sowie die kapitelweisen Erinnerungen einer Ich- Erzählerin, deren Identität zwar relativ schnell erkannt wird, aber eben nicht ihre Bedeutung für die Ereignisse der Gegenwart.

Dass der Autor eben dieser Figur viel Aufmerksamkeit gewidmet hat, zahlt sich aus, denn von ihr und ihrer Geschichte, ihrem Leben, bekam ich ein sehr genaues Bild.
Auch der kleine Sam und seine Mutter werden beim Lesen "lebendig".
Einzig Hauptprotagonist Alex Lindner bleibt ungewöhnlich blass und mir fremd, und das hat mich doch irgendwie sehr irritiert.

"Die Mädchenwiese" ist locker geschriebene und daher leicht zu lesende Lektüre.
Im krassen Gegensatz dazu werden wir mit detaillierten Gewaltszenen, sowohl an Menschen als auch  Tieren, konfrontiert, die uns entsetzen und schockieren....
Wer zart besaitet ist, mag damit vielleicht überfordert sein...
Allerdings sollte man dann auch von der Lektüre eines Thrillers absehen, denn auf Gewalt und Blut muss man in diesem Genre einfach gefasst sein.

So führt uns Martin Krist in rasantem Tempo durch seine Geschichte, lässt Stück für Stück die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen und uns so, nach und nach, die Wahrheit erkennen.
Das letzte Geheimnis jedoch erschließt sich uns erst ganz zum Schluss, so dass die Spannung wirklich bis zur letzten Seite garantiert ist...

Mich hat Krists "Mädchenwiese" sehr gut unterhalten, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen.
Der Autor hat mich mit seiner Geschichte überzeugt, mir gefällt sein Stil absolut, und ich freue mich auf weitere Veröffentlichungen aus seiner Feder.

Kurz und knapp:
Hochspannung für starke Nerven



Aenna                                 



Sonntag, 28. Oktober 2012

REZENSION: "Morbus Dei: Inferno" von Bastian Zach und Matthias Bauer

Der Deserteur Johann List flieht mit seiner Liebsten Elisabeth und deren Vater aus dem unheimlichen  Gebirgsdorf, in dem ihnen so viel Schreckliches widerfahren ist.
Ihr Weg führt sie nach Wien, wo sie sich Hilfe von Johanns altem Kameraden , dem "Preußen" erhoffen.
Aber Johann trifft dort nicht nur seinen Freund, sondern auch seinen Erzfeind aus vergangenen Tagen wieder.
Als dann auch noch die ganze Stadt von einer seltsamen Krankheit bedroht wird, scheint ein Entkommen unmöglich...


Nach "Morbus Dei: Die Ankunft" präsentiert uns das österreichische Autorenduo Bastian Zach und Matthias Bauer mit " Morbus Dei: Inferno " die Fortsetzung ihres Historiendramas.

Vor der Lektüre überlegte ich zunächst, noch einmal den ersten Teil zu lesen, um besser anknüpfen zu können.
Ich habe es nicht getan, und das war auch gar nicht nötig, denn schon nach den ersten Seiten befand ich mich wieder im Jahre 1704...und sofort ging der Film vor meinen Augen fast nahtlos weiter..

Was mich schon bei der Lektüre des ersten Bandes fasziniert hat, gelingt dem Autorenteam hier erneut.
Bastian Zach und Matthias Bauer schaffen es unglaublich gut, ihre Leser absolut in die Zeitebene des Geschehens hineinzuversetzen.
Sie erzählen uns so perfekt die damaligen Lebensumstände, dass ich wirklich sehr froh bin, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben.

Glaubhaft  schildern sie den Umgang mit Krankheit, und sehr bildlich werden dem Leser die Foltermethoden nahe gebracht, die zu jener Zeit in den düsteren Kerkern angewandt wurden.

Ich war "drin" in dieser Geschichte, spürte die Atmosphäre der Zeit.

Ich sah die Menschen, und sogar von ihren Gewändern hatte ich ein Bild.
Ich spürte die unheimliche Finsternis der Wälder, und ich hörte tatsächlich das Leben in den Gassen Wiens....

Aber nicht nur die Authentizität dieser Geschichte ist beeindruckend, sie wird auch packend erzählt und lässt an Spannung nichts vermissen....

Das Ende lässt auf das baldige Erscheinen des dritten Teiles hoffen, der laut Autoren schon in Arbeit ist.
Mich hat das "Inferno" absolut begeistert, wie zuvor auch schon der erste Teil, und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht....

Unbedingt lesen!!!

Kurz und knapp:
Packendes, authentisches Historiendrama!


 Aenna                                 



Samstag, 6. Oktober 2012

REZENSION: "Der Wald wirft schwarze Schatten" von Kari Braenne

Evelyn steht kurz vor ihrem 85. Geburtstag.
Sie merkt, dass ihre Kräfte sie allmählich verlassen und will reinen Tisch machen, bevor der Tod sie ereilt.
Deshalb bittet die alte Frau ihren in Amerika lebenden Sohn Wilhelm, zu ihrem Geburtstag zu kommen.
30 Jahre ist es her, seit sie sich zuletzt gesehen haben....

Auch der Schauspieler Robert, den sie für ihren Enkel hält, bekommt eine Einladung, zusammen mit einem alten Schlüssel und einer mysteriösen Landkarte.
Doch das Schicksal hat andere Wege geplant, denn nicht nur Evelyn hütet ein Geheimnis...


Ich habe schon oft festgestellt, dass die Bücher, bei denen man anfangs noch nicht so recht weiß, was man von ihnen halten soll, sich schließlich als wahre Schätze entpuppen...
Und genau so ein Schatz ist "Der Wald wirft schwarze Schatten" von der norwegischen Schriftstellerin Kari Braenne.

Meine anfänglich gemischten Gefühle hängen sicherlich damit zusammen, daß ich ganz andere Erwartungen an das Buch hatte.
Betrachtet man sich das düstere und geheimnisvolle Cover und den Buchtitel, geht man davon aus, einen Thriller vor sich zu haben.
Zu lesen bekommt man die Geschichte einer Familie, die aber letztendlich ebenso nervenaufreibend und spannend ist.

Was anfangs noch recht verwirrend beginnt, entschlüsselt sich nach und nach zu einer faszinierenden Geschichte, die ihre Leser vollkommen in ihren Bann zieht.
Eine schöne Sprache, eine hervorragend konstruierte Handlung und perfekt entwickelte Charaktere sorgen für eine enorme Sogwirkung, die nur ganz besonderen Büchern vorbehalten ist...
Eine literarische Meisterleistung der Autorin!

Kari Braenne versteht es vorzüglich, einfühlsam in die Rollen der einzelnen Protagonisten zu schlüpfen und diese ihren Lesern überaus glaubhaft nahe zu bringen, egal, ob es sich um die Greisin Evelyn oder Lukas,  einen kleinen Jungen, handelt.
Diese Glaubwürdigkeit der einzelnen Darsteller hat mich ganz besonders beeindruckt.

Braenne erzählt aus den unterschiedlichen Blickwinkeln und deckt so, Kapitel für Kapitel, eine unfassbare Tragödie auf.
Dabei schafft sie es, eine enorme Spannung aufzubauen, die sich ständig steigert, bis sich die Geschichte zum Schluß zusammenfügt.

Trotz ihrer fast poetischen Sprache hat Braenne aber keine Hemmungen, auch die furchtbaren Dinge ohne Umschweife beim Namen zu nennen oder zwischen den Zeilen anzudeuten, um sie in der Phantasie ihrer Leser Wirklichkeit werden zu lassen.
Wir werden nicht verschont von Brutalität und Grausamkeiten, die jedoch ganz nüchtern und ohne Ausschmückungen erzählt werden...

Dieser ganz persönliche Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen.
Ich habe eine großartige, wenn auch verstörende Geschichte gelesen, die mich nachhaltig berührt hat!

Kurz und Knapp:
Spannendes Drama mit Sogwirkung!


Aenna                              

Mittwoch, 3. Oktober 2012

REZENSION: "Die Puppenmacherin" von Max Bentow

Mit seinem Erfolgsdebüt "Der Federmann" schaffte es der Berliner Autor Max Bentow, mich vollkommen zu überzeugen.
Mit Ungeduld erwartete ich seinen neuen Roman, gespannt, ob Bentow an den Erfolg seines Erstlings anzuknüpfen vermag.
Wieder rankt sich die Geschichte um den sympathischen Ermittler Nils Trojan, der sich hier erneut schweren Herausforderungen stellen muss....

In einem Keller wird eine weibliche Leiche gefunden - qualvoll erstickt in gehärtetem Bauschaum.
Dieses ungewöhnliche "Mordinstrument" erinnert den Berliner Kommissar Nils Trojan an einen Fall, der bereits ein Jahr zurückliegt. Damals konnte die Puppenmacherin Josephine Maurer, teilweise eingemauert in eben solchen Bauschaum, in letzter Minute aus ihrem Gefängnis befreit werden.
Doch der Täter von damals ist tot....

Ein Horrorszenario, das Max Bentow seinen Lesern in seinem zweiten Thriller präsentiert!
Allein die Vorstellung, bei lebendigem Leibe eingemauert zu werden, nach und nach bei vollem Bewusstsein zur Unbeweglichkeit verdammt, verursacht Entsetzten und Gänsehaut!

Und dieses Gefühl reißt bei der Lektüre von Bentows rasant geschriebenen Thriller "Die Puppenmacherin" auch nicht mehr ab.
Eine gut durchdachte Story fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite, wobei lange nicht klar wird, worauf das Ganze schließlich hinausläuft.

Nahezu atemlos nehmen wir am Geschehen teil, wandern auf Bentows gekonnt gelegten Fährten und zerbrechen uns den Kopf über einen sadistischen Täter, der sein Gesicht lange verbirgt...

Der Autor versteht es zudem geschickt, seine Leser noch weiter in das Geschehen hineinzuziehen, indem er ihnen seine Protagonisten sehr nahe bringt.
Seine Charaktere haben ein Innenleben, bleiben nicht anonym.
Gerade soviel, dass der Leser mitfühlt und mitfiebert, betroffen ist.
Besonders in das Seelenleben der stark traumatisierten Josephine Maurer werden tiefe Einblicke gewährt.

"Die Puppenmacherin" beinhaltet alles, was einen guten Thriller für mich ausmacht: Spannung, Glaubwürdigkeit und auch Sensibilität.
Das Buch hat mir ausnehmend gut gefallen, und da einige Dinge im Leben des Nils Trojan offen bleiben, darf man wohl auf eine Fortsetzung hoffen...


Kurz und knapp:
Einfühlsame und hochspannende Gänsehautlektüre!


Aenna                             

Dienstag, 2. Oktober 2012

Monatsstatistik August/September

Ich melde mich gut erholt aus dem Urlaub zurūck, und da wir überwiegend sehr stūrmisches Wetter und Regen hatten, blieb ganz viel Zeit zum Lesen.
Einen ganzen Koffer voll Bücher hatte ich mitgenommen, schliesslich weiss man ja nicht, wonach einem so der Sinn steht....
Heimlich natürlich, meine bessere Hälfte hatte das gar nicht so in diesem Umfang mitgekriegt ;o)))
Aber irgendwann nach Tag 8 dröhnte mir dann ein entsetztes "WAS ist DAS denn ?" entgegen... *kicher*
Letztendlich habe ich in den letzten beiden Monaten  3433 Seiten gelesen, wovon 2361 Seiten Urlaubslektüre waren!







Die fehlenden Rezensionen stelle ich natürlich nach und nach in den nächsten Tagen hier ein.

Liebe Grüße
Aenna

REZENSION: "Paganinis Fluch" von Lars Kepler

Eine junge Frau wird tot auf einem Boot gefunden - sie ist ertrunken!
Ein Politiker erhängt sich in seiner Wohnung, und ein Jugendlicher verbrennt qualvoll in einem alten Wohnwagen...

Zur gleichen Zeit sind die Menschenrechtlerin Penelope Fernandez und ihr Freund Björn auf der Flucht.
Sie rennen um ihr Leben...

Kommissar Joona Linna  sucht die Zusammenhänge zwischen den Vorfällen und deckt einen ungeheuren Skandal auf!


Normalerweise  bin ich kein Freund politischer Thriller, doch "Paganinis Fluch" aus der Feder des Schriftstellers Lars Kepler (hinter dem sich das Ehepaar Alexandra und Alexander Ahndoril verbirgt) hat mich eines Besseren belehrt.
Das schwedische Autorenduo, das nach "Der Hypnotiseur" hier sein zweites Buch präsentiert, versteht es, seine Leser zu fesseln und auch kompliziertere Vorgänge für jedermann interessant und plausibel darzustellen.
Dabei spricht Kepler ein brisantes und immer aktuelles Thema an, macht aufmerksam, setzt Gedankengänge bei seinen Lesern frei....
Trotzdem ich das Buch in mehreren Etappen gelesen habe, fand ich jederzeit ohne Probleme wieder in das Geschehen zurück.

Auch die Tatsache, dass ich Keplers Erstling mit den gleichen Akteuren nicht kenne und mir somit sein Protagonist Joona Linna nicht vertraut war, stellte kein Problem dar.
Kepler hat interessante Charaktere erfunden, die in einer von Anfang bis Ende spannenden und intelligenten Geschichte agieren, die sich zunehmend steigert bis zu einem rasanten und actiongeladenen Finale ...
Lediglich eine Szene (mit dem alternden Fernsehmoderator) hat mich doch eher befremdet, da sie für mein Empfinden nicht in das Geschehen passt und äußerst unglaubwürdig rüberkommt.

Die Figur des stillen, leicht geheimnisvollen, aber dennoch scharfsinnigen Hauptkommissars mit seinem augenscheinlich etwas komplizierten Liebesleben ist mit Sicherheit noch ausbaufähig und macht unbedingt Lust auf weitere Fälle mit Joona Linna...!

Und die Fans müssen nicht mehr lange warten...Bereits am 12. Oktober erscheint mit "Flammenkinder" der dritte Fall für den finnischstämmigen Kriminalisten!


                                                     Kurz und knapp: 
              Kurzweilige und spannende Unterhaltung mit Anspruch!


Aenna                                

Freitag, 14. September 2012

Und Tschüß!

Hallo Ihr Lieben,

ich verabschiede mich dann mal für zwei ganze Wochen in den Urlaub...
Es geht nach Dänemark und ich freue mich wie Bolle!
Natürlich habe ich vor allen Dingen einen Haufen Bücher im Gepäck :o)))

Bleibt gesund!
Eure Aenna

Montag, 13. August 2012

REZENSION: "Schnitt" von Marc Raabe

Ein kleiner Junge geht eines Nachts in den Keller seines Elternhauses.
Das ist eigentlich streng verboten.
Und so sieht der elfjährige Gabriel, was er nicht sehen sollte.
Was er dort sieht und was danach passiert, ist so schrecklich, dass er es wieder vergisst.
30 lange Jahre lang verdrängt er die Geschehnisse von Damals in sein tiefstes Unterbewusstsein.
Dann verschwindet seine schwangere Freundin Liz, und die Vergangenheit holt ihn wieder ein.
Liz ist in großer Gefahr, und wenn er sie retten will, muss er sich erinnern...

"Schnitt" ist das schriftstellerische Debüt des Kölner Regisseurs Marc Raabe, der mit seinem Erstling beweist, dass er nicht nur Filme machen kann.

Er beginnt seine Geschichte mit einem absolut spannenden Prolog und setzt sie dann 30 Jahre später fort.
Dabei agiert er so geschickt, dass der Leser lange Zeit nicht weiß, ja, nicht einmal vermuten kann, auf was das Ganze letztendlich hinausläuft.

So unberechenbar wie die Geschichte ist auch Raabes Hauptfigur Gabriel, der dem Leser von Anfang an suspekt ist.
Hochgradig psychisch gestört und gewaltbereit, ist er zunächst nicht unbedingt der Sympathieträger, wie man ihn sich für seine Lektüre wünscht.
Dennoch stellt er einen sehr interessanten Charakter dar, der sich uns Stück für Stück offenbart.

Getragen wird das Ganze von einer enormen Spannung, die bereits zu Beginn des Buches mit dem Prolog einsetzt und sich im Verlauf der gesamten Geschichte immer noch zu steigern vermag.
So "flog" ich förmlich von Kapitel zu Kapitel, kaum in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen.

"Schnitt" ist zwar als Psychothriller deklariert und an psychologischer Spannung auch kaum zu überbieten.
Dennoch verschont uns Raabe nicht mit blutigen Details und schockierender Brutalität, die mir einige Male die Gesichtszüge entgleisen ließ....
Die Mischung aus Beidem ist aber aus meiner Sicht perfekt portioniert.

Marc Raabe hat eine raffinierte, perfekt durchdachte und zudem recht außergewöhnliche Geschichte präsentiert, die mir sehr gut gefallen hat.

Ich hoffe sehr, dass sich der Autor von nun an vermehrt dem Schreiben zuwendet. denn gerne würde ich mehr von ihm lesen.

    Kurz und knapp:    
 Intelligenter Schocker mit Gänsehautgarantie!
                              
                           

   Aenna