|
Aufbau-Verlag
ISBN 978-3-351-03322-4
Geb. Ausgabe, 472 Seiten
19,95 Euro |
Nacht für Nacht wird Fatima, die bei ihrem Enkel Amir in Kalifornien lebt, von Scheherazade heimgesucht, der sie ihre Geschichten erzählt. Es sind Geschichten aus ihrem Leben, von ihren zehn Kindern, von ihren Ehemännern. Nach der 1001. Nacht erwartet Fatima ihren Tod, und vorher möchte sie ihre Angelegenheiten geregelt wissen. So überlegt sie, wie sie ihr Erbe verteilen wird, besonders ihr Elternhaus im Libanon liegt ihr dabei am Herzen.
In schnellen Szenenwechseln führt uns Fatima mit Scheherazades Hilfe durch ihr Leben. Diese bereist mithilfe ihres fliegenden Teppichs ferne Orte, um Fatimas Kinder zu besuchen. So lernen wir diese kennen , eine große Familie, deren Mitglieder kaum noch Kontakt zueinander haben, und erhalten Einblicke in ihre Lebensumstände.
Auch, wenn die Abschnitte über Fatimas Kinder recht kurz gehalten sind, versteht Alia Yunis es, ihnen ein Gesicht zu geben. Der lockere und flüssige, mit leisem Witz gespickte Schreibstil lässt den Leser durch die Kapitel fliegen und oft schmunzeln.
Allerdings bleibt auch die politische Situation und die Problematik, als Araber im heutigen Amerika zu leben, nicht unerwähnt.
Wir erfahren mehr über Fatima , die seit drei Jahren von Ibrahim geschieden ist, eine schrullige alte Dame mit allen Zipperlein, die man im Alter so hat, und erleben mit ihr Situationen, die manchmal einer gewissen Komik nicht entbehren. Die Figur der Scheherazade tut ihr Übriges dazu. Nur Fatima kann sie sehen und mit ihr sprechen, was zu einiger Verwirrung in ihrem Umfeld führt...
Aber auch die ernsten und tragischen Momente ihres Lebens werden uns nahe gebracht, und dies mit einer großen Warmherzigkeit. Das Ende der Geschichte ist sehr eindringlich, bittersüß und lässt mich den Hut ziehen vor Fatima....
Man könnte das Buch sowohl als ernstes Drama als auch als Satire verfilmen..Auf jeden Fall wäre es ein Episodenfilm...
Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mit diesem Stil zurechzukommen. Dieses Buch entsprach so gar nicht meinen Erwartungen an einen Familienroman, mit denen ich ans Lesen herangegangen war, da die Protagonisten, abgesehen von Fatima und Amir, kaum miteinander zu tun haben.
Dies ist kein Buch, das man "so nebenbei" lesen kann. Man muß Zeit haben, sich vollkommen darauf einlassen zu können, dann gelingt auch das "Abtauchen". Ich bin froh, mich darauf eingelassen zu haben, denn "Feigen in Detroit"hat es eindeutig verdient!
Aenna