Montag, 25. April 2011

REZENSION: "Wie kommt das Salz ins Meer" von Brigitte Schwaiger

Eine junge Frau erzählt in der "Ich-Form" von der Odyssee ihrer Ehe.
Dem Beispiel ihrer Großmutter und Mutter folgend, heiratet sie aus den konservativen Vorstellungen heraus, mit denen sie aufgewachsen ist. Heiraten, eine Familie gründen und einen gutbürgerlichen Haushalt führen...das muss einfach so sein, das ist vernünftig.
Sie heiratet Rolf aus Liebe, doch hält diese nicht lange vor, als sie merkt, dass sie in der Ehe den gleichen Zwängen unterliegt wie zuvor in ihrem Elternhaus.
Vergeblich versucht sie, auszubrechen, die Depressionen sind unvermeidlich...

Ich muss sagen, ich tue mich schwer mit der Besprechung dieses Buches.
"Wie kommt das Salz ins Meer"  ist der hochgelobte Debütroman von Brigitte Schwaiger und im Jahre 1977 erstmalig erschienen. Ich hatte somit große Erwartungen an das Buch, das schließlich ein noch immer hochaktuelles Thema verarbeitet.
Aber ich fand es schwer, das nur 134 Seiten umfassende Werk zu lesen. Die Autorin grenzt die wörtliche Rede nicht durch Zeichen ab, so dass man einen fortlaufenden Text vor sich hat, was sehr anstrengend ist.
Was wird gesprochen? Und was nur gedacht? Wer spricht was?
Hier ist der Leser sehr gefordert, aber auch gezwungen, sich komplett auf die Ich-Erzählerin einzulassen. In ihre Welt einzutauchen, um ihre Gefühle nachvollziehen zu können.
Wir lernen eine Frau kennen, die, eingesperrt in ihrer Ehe, keine Möglichkeit der Selbstverwirklichung erfährt. Die, aus einem konservativen und mindestens genauso einengenden Elternhaus kommend, es nicht gelernt hat, sie selbst zu sein, eigene Zukunftsvorstellungen zu entwickeln. Sie hat es nicht gelernt, sich aufzulehnen. Weder gegen ihr Elternhaus noch gegen ihren Mann, der sie ständig unterordnet, gängelt, klein macht.
So ist der Leser sehr erstaunt, als sie den Ausbruch wagt und schließlich Konsequenzen zieht.

Tiefsinnig, aber auch mit einer Portion Humor lässt Brigitte Schwaiger ihre Protagonistin erzählen.
Viele Sätze haben mich in ihrer Doppeldeutigkeit beeindruckt...
[...] er sagt: Schon lange war es nicht so schön mit dir. Dabei war ich gar nicht zu Hause.
Ich bin sicher, dass sich noch einige solcher Satzschätzchen in dem Buch finden lassen, die ich auf den ersten Blick womöglich übersehen habe.

"Wie kommt das Salz ins Meer" ist kein Buch, das mir auf Anhieb gefallen hat. Je mehr ich mich damit auseinandersetze, desto mehr erkenne ich aber die Qualitäten dieser stark autobiographisch geprägten Lektüre.
Brigitte Schwaiger (*1949)  hatte ihr ganzes Leben lang mit psychischen Problemen zu kämpfen und verübte im Jahre 2010 Selbstmord.

                                    
Aenna

1 Kommentar:

  1. Mich hat das Fehlen der Satzzeichen nicht gestört, aber das Buch las sich trotzdem etwas schwerer, einfach aufgrund der Thematik.

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